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Wirtschaft: Schweigen ist Gold

Von Daniel RheePiening Der gescheiterte Medienunternehmer Leo Kirch greift vor dem Landgericht München nach einem Strohhalm. Dieser Strohhalm heißt Rolf E.

Von Daniel RheePiening

Der gescheiterte Medienunternehmer Leo Kirch greift vor dem Landgericht München nach einem Strohhalm. Dieser Strohhalm heißt Rolf E. Breuer, der ehemalige Vorstandsvorsitzende und heutige Aufsichtsratschef der Deutschen Bank. Breuer äußerte sich im Februar 2002 öffentlich über die Kreditwürdigkeit seines Kunden Kirch. Jetzt soll der prominente Banker Schadenersatz leisten. Inzwischen ist längst klar: Kirch selbst hat sein Unternehmen gegen die Wand gefahren. Und nicht Breuer, der mit seiner Äußerung die Insolvenz der Gruppe allenfalls beschleunigt haben könnte.

Unbedacht war die Äußerung des Bankers allerdings – und typisch. Typisch für das rauer gewordene Klima zwischen den Banken und ihren Kunden. Breuer hat sich nicht gescheut, das Bankgeheimnis zu strapazieren, und damit der Geldbranche keinen Gefallen getan. Denn solche Äußerungen fördern nicht gerade ein vertrauensvolles Verhältnis, weil die Bankkunden damit rechnen müssen, öffentlich gelobt oder eben getadelt zu werden.

Aber es liegt auch an Kunden selbst, sich aus allzu großer Abhängigkeit von den Banken zu befreien. Jahrzehntelang setzte vor allem der Mittelstand zu sehr auf die Kredite der Geldinstitute. Vielleicht geben die Äußerungen Breuers dem einen oder anderen Firmenchef den Anstoß, über neue Formen der Unternehmensfinanzierung nachzudenken. Möglichkeiten dazu gibt es genug. Private und seriöse Finanzinvestoren stehen heute bereit. Dann hätten Breuers unbedachte Worte zwar den Banken geschadet, dem Standort Deutschland aber genützt.

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