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Wirtschaft: „Selbstverständlich können Sie auf den Weltmeister tippen“

Herr Horak, die Fußballweltmeisterschaft rückt näher. Wird dieses Ereignis das Wettgeschäft beleben?

Herr Horak, die Fußballweltmeisterschaft rückt näher. Wird dieses Ereignis das Wettgeschäft beleben?

Gerade findet die Generalprobe statt: der Confederations Cup. Der bringt bereits eine schöne Überbrückung der fußballarmen Zeit. Das ist wegen der geringen Zahl der Teilnehmer und der Spiele jedoch kein Vergleich zu dem, was wir bei der WM erwarten. Zur WM rechnen wir mit deutlichen Umsatzsteigerungen.

Wird es zur Fußballweltmeisterschaft neue Wettangebote geben?

Wir werden anlässlich dieses einmaligen Ereignisses ein attraktives und umfangreiches Angebot haben, das aber unserer ordnungspolitischen Grundintention entspricht. Selbstverständlich wird es den Tipp auf den künftigen Weltmeister geben.

Spannend ist auch die Frage, wie lange Giovanni Trapattoni Trainer beim VfB Stuttgart bleibt. Nehmen Sie die Wette an?

Nein, auf solche Ereignisse nehmen wir keine Wetten an, das ist unseriös.

Warum sind solche Wetten unseriös?

Bei Oddset kann nur auf Ereignisse gewettet werden, denen eine sportliche Entscheidung zugrunde liegt. Wir wollen alles ausschließen, was die Gefahr einer Manipulation – zum Beispiel durch Insiderwissen – birgt.

Wie sehr hat der Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer ihrem Geschäft geschadet?

Das war kein Wettskandal, das war ein Sportskandal. Uns hat das daher nicht geschadet. In diesem Jahr liegen unsere Umsätze zwar bisher unter denen des Vorjahres, das liegt aber daran, dass die Bundesliga so früh entschieden war. Wir sind zuversichtlich, dass wir am Jahresende wieder 480 Millionen Euro wie im Vorjahr erreichen werden.

Ihr Job als staatlicher Anbieter ist es, die Spielleidenschaft der Menschen zu zügeln und nicht die Umsätze hochzutreiben.

Das stimmt. Die Erzielung von Einnahmen steht bei uns nicht im Vordergrund.

Aber Sie werben massiv für Ihr Angebot.

Um unserer Aufgabe gerecht zu werden, müssen wir auf uns aufmerksam machen. Im Übrigen stehen auch unsere Werbeaussagen unter staatlicher Kontrolle, die Werbeausgaben sind im Vergleich zu sonstigen Werbetreibenden sehr niedrig.

Welches Volumen hat der Wettmarkt in Deutschland?

Da gibt es nur Schätzungen, die teilweise bis zu einem Volumen von drei Milliarden Euro gehen. Ich halte 1,5 Milliarden Euro, die Umsätze von Oddset eingeschlossen, für realistisch.

Beim Bundesverfassungsgericht steht die Entscheidung an, ob private Wettbüros in Deutschland Sportwetten anbieten dürfen. Mit welchem Urteil rechnen Sie?

Ich bin zuversichtlich, dass die bisherige Rechtslage Bestand haben wird. Es hat in der höchstrichterlichen Rechtsprechung in Europa zuletzt keine Entscheidung gegeben, die sich nicht für eine starke staatliche Reglementierung oder sogar ein staatliches Monopol ausgesprochen hat.

Das Gericht könnte aber auch anders entscheiden. Hätte Oddset dann gegen die privaten Buchmacher noch eine Chance?

Für den unwahrscheinlichen Fall einer Liberalisierung ist Oddset mit bundesweit 25000 Annahmestellen sehr gut aufgestellt. Aber dann müssen wir unter den gleichen Wettbewerbsbedingungen agieren können wie die privaten Anbieter. Konzessionsabgaben, mit denen heute der deutsche Sport unterstützt wird, wird es in der Höhe nicht mehr geben.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

Erwin Horak ist

Präsident der staatlichen Lotterieverwaltung Bayern und zuständig für Oddset. Der Sportwettenanbieter ist Nationaler Förderer der Fußball-WM 2006.

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