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Wirtschaft: Sieben streiten um die Landesbank

Hypo-Vereinsbank und der Finanzinvestor Cerberus scheiden aus dem Rennen um das Berliner Institut aus

Berlin - Das Land Berlin hat im Verkaufsverfahren für die Landesbank Berlin (LBB) die nächste Runde eingeläutet und das Feld der Bieter von neun auf sieben verkleinert. Aus dem Rennen ausgeschieden sind die Hypo-Vereinsbank (HVB) und der US-Finanzinvestor Cerberus. Das erfuhr der Tagesspiegel am Mittwoch aus Finanzkreisen. Der Preis, den die zur italienischen Unicredit gehörende HVB geboten habe, sei „sehr spitz gerechnet“ gewesen, hieß es in den Kreisen. HVB-Chef Wolfgang Sprißler hatte sich in den vergangenen Wochen wiederholt über die Rahmenbedingungen der Auktion beschwert.

Unter den übrig gebliebenen Kandidaten dominiert nun das öffentlich-rechtliche Lager. Es stellt mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sowie den Landesbanken aus Baden-Württemberg (LBBW), Bayern (BayernLB) und Nordrhein-Westfalen (WestLB) vier der sieben Bieter. Hinzu kommen die Commerzbank und zwei ausländische Finanzinvestoren. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um Lonestar sowie um das Bieterduo JC Flowers und Texas Pacific Group (TPG). Die beteiligten Institute lehnten jede Stellungnahme ab. Auch das Land Berlin, der Verkäufer der LBB, verwies auf die vereinbarte Vertraulichkeit zwischen den Beteiligten.

Die Finanzverwaltung teilte mit, die sieben zugelassenen Bieter würden in den nächsten Wochen „Zugang zu Informationen erhalten, die sie zur Abgabe eines verbindlichen Angebots benötigen“. Wie es in Finanzkreisen heißt, soll der sogenannte Datenraum schon ab kommenden Montag geöffnet werden. Bis Anfang Juni könnten die Interessenten dann ein verbindliches Angebot auf den Tisch legen.

Ende März hatten die Bieter bereits erste unverbindliche Angebote eingereicht, auf deren Grundlage Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) und die Investmentbank UBS die sieben Kandidaten für die nächste Runde auswählen mussten. Dabei sollen sie in erster Linie auf den Kaufpreis geschaut haben. Als weitere Kriterien hatte Sarrazin die Gewährleistung der Transaktionssicherheit sowie die Plausibilität des Fortführungskonzepts aufgestellt.

Die Höchstgebote hätten in der ersten Runde bei rund vier Milliarden Euro gelegen, hieß es in Finanzkreisen. Für die nächste Runde rechnen Experten mit deutlich höheren Offerten. Aus den Geboten, die bis Anfang Juni eingehen, werden Sarrazin und die UBS einige wenige aussuchen, mit denen sie in die abschließenden Verhandlungen gehen werden. Sarrazin behält sich allerdings weiter vor, das Verkaufsverfahren an einen Einzelinvestor jederzeit abzubrechen und den 81-prozentigen Anteil des Landes Berlin an die Börse zu bringen.

Das Land Berlin muss sich auf Druck der EU-Kommission bis zum Jahresende von seinem Anteil an der LBB trennen, weil es die ehemalige Bankgesellschaft 2001 mit Milliarden-Beihilfen vor dem Zusammenbruch gerettet hatte. Die Bank ist vor allem deshalb so begehrt, weil zu ihr auch die Berliner Sparkasse gehört, die mit 1,9 Millionen Kunden den Berliner Markt beherrscht. Würde eine private Bank oder ein Finanzinvestor die LBB kaufen, fiele erstmals eine deutsche Sparkasse in private Hände. Dies will das öffentlich-rechtliche Lager mit aller Macht verhindern. Der DSGV hat bei seinen 450 Mitgliedssparkassen rund vier Milliarden Euro eingesammelt und will gegebenenfalls zusätzliche Kredite aufnehmen. Die Landesbanken kämpfen mit ihren Geboten auch um die Vorherrschaft im eigenen Lager, das sich in der Konsolidierung befindet. Der LBBW wird dabei die größte Finanzkraft zugetraut.

Gemessen am Aktienkurs ist der Anteil des Landes an der LBB derzeit knapp 5,6 Milliarden Euro wert.

Stefan Kaiser

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