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Wirtschaft: Siemens-Chef verspricht Anlegern mehr

Heinrich von Pierer schließt erfolgreiches Geschäftsjahr ab – und der Konzern soll beim Ergebnis weiter zulegen

München (cbu/HB). Die Stimmung war gut: Zufrieden und locker präsentierten am Donnerstag SiemensChef Heinrich von Pierer und sein Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger die Zahlen für das Geschäftsjahr 2002/03, das am 30. September endete. Auch die Börse ließ sich anstecken: Die Siemens-Aktie stieg im Handelsverlauf um 2,68 Prozent auf 62,38 Euro und war damit Tagesgewinner im Dax.

Die Gelassenheit hatte gute Gründe. So stieg der Gewinn nach Steuern im vergangenen Geschäftsjahr auf 2,45 Milliarden Euro. Das ist ein deutliches Plus von fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wenn man für 2001/02 den Verkauf von Infineon-Aktien heraus rechnet. Die Veräußerung spülte damals knapp eine Milliarde Euro in die Kassen. Die Dividende soll um zehn Cent auf 1,10 Euro je Aktie erhöht werden.

„Wir können insgesamt sehr zufrieden sein“, meinte von Pierer, denn das deutliche Gewinnplus sei mitten in der schweren weltweiten Konjunkturkrise erzielt worden. „Gegenwind bietet auch Chancen, andere zu überholen“, sagte der Konzernchef. Siemens geht denn auch optimistisch wie seit Jahren nicht mehr in das gerade begonnene Geschäftsjahr. Für 2003/04 peilt von Pierer ein deutliches Plus beim Nachsteuergewinn im zweistelligen Prozentbereich auf mindestens 2,7 Milliarden Euro an. Umsatz und Auftragseingang gingen mit minus zwölf Prozent und minus 13 Prozent dagegen im Jahr 2002/03 deutlich zurück. Der starke Euro und die schlechte Wirtschaftslage, aber auch das Ende des Booms bei Gasturbinen machten sich hier bemerkbar.

Für 2003/04 prognostiziert Siemens wieder ein Umsatzplus im einstelligen Prozentbereich. Die Börse reagierte erfreut auf die Zahlen, die noch besser als von den Analysten erwartet ausfielen. Als positiv wurde gewertet, dass die bisher stark defizitäre Netzwerk-Sparte wieder gut in die schwarzen Zahlen gekommen ist. Von Pierer betonte, intern habe sich der Konzern sehr anspruchsvolle Ziele gesetzt. Insgesamt acht Geschäftsbereiche erreichen jetzt die Renditeziele, die vor drei Jahren ausgegeben wurden. Jetzt gehe es darum, den Umsatz zu steigern. Für die Krisensparten Mobilfunk ICM, Festnetz ICN und IT-Beratung SBS würden die hohen Margenziele zwar weiter gelten. Aber diese könnten wahrscheinlich nicht wie geplant bis 2004 erreicht werden, räumte von Pierer ein. Das nimmt den Druck von Klaus Kleinfeld, der Anfang 2004 den gesamten Bereich „Information & Communication“ übernehmen wird.

Das Siemens-Ergebnis wäre insgesamt noch besser ausgefallen, wenn nicht mehrere Sondereffekte aus Altlasten die Zahlen im abgelaufenen Quartal belastet hätten. Die IT-Beratung SBS musste etwa Rückstellungen für einen Altauftrag in Großbritannien vornehmen. Die Sparte rutschte deshalb im letzten Quartal mit 41 Millionen Euro ins Minus. Auch der Logistik-Bereich Siemens Dematic schrieb unter anderem zwei Großaufträge ab – einen in Großbritannien. Dazu kommen weitere Rückstellungen. Der Geschäftsbereich muss mit einem Verlust von 218 Millionen Euro für 2002/03 tiefrote Zahlen ausweisen. Die Handy-Sparte hatte den Flop mit der neuen Mobilgeräte-Kollektion Xelibri zu verdauen. Hier mussten Abschreibungen auf nicht verkaufte Lagerbestände vorgenommen werden - „im hohen zweistelligen Millionenbereich“, wie Finanzchef Neubürger berichtete. Xelibri werde zwar weiter geführt, der Vertrieb soll aber völlig umgestellt werden, ergänzte von Pierer. Der Konzernchef zeigte sich mit der Entwicklung der Mobilfunksparte insgesamt zufrieden. Die Gewinnbringer bei Siemens bleiben die Medizintechnik, Automation und Antriebe sowie Energieerzeugung. Die drei Sparten haben alleine fast 3,1 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Berichte über sein mögliches Ausscheiden im kommenden Jahr kommentierte der 62-jährige Heinrich von Pierer mit dem Hinweis, Spekulationen über eine Verlängerung seines im September 2004 auslaufenden Vertrages „könnten ins Schwarze treffen“.

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