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Wirtschaft: Siemens ist der Börse nicht gut genug

Eigene Ziele verfehlt – die Aktie fällt

München - Der Siemens-Konzern ist noch ein gutes Stück davon entfernt, seine selbst gesetzten Margenziele zu erreichen. Im abgelaufenen Quartal verpassten sechs von zwölf Bereichen die von Vorstandschef Klaus Kleinfeld angestrebte Rendite. Die Börse schickte den Aktienkurs deshalb am Donnerstag auf Talfahrt. Mit einem Minus von zeitweise mehr als drei Prozent war das Papier der größte Verlierer im Dax.

Analysten gehen davon aus, dass Kleinfeld den Konzern weiter zügig umbauen wird, um die Ziele noch zu erreichen. „Die Restrukturierung in den Problemsparten gewinnt an Fahrt“, erklärten die Analysten der Hypo-Vereinsbank. Kleinfeld hat im Frühjahr 2005 angekündigt, dass sämtliche Bereiche bis spätestens kommendes Frühjahr so viel Geld verdienen müssen wie die besten Wettbewerber in der jeweiligen Branche. Der Siemens-Chef verband sogar seine eigene berufliche Zukunft mit diesem Versprechen: „Ich stehe persönlich dafür ein“, sagte Kleinfeld.

Bis heute kommen zahlreiche Sparten aber nicht einmal in die Nähe ihrer Zielrendite. So steckt die IT-Tochter SBS wegen hoher Restrukturierungskosten tief in den roten Zahlen. Das seit Jahren angeschlagene Geschäftsfeld musste einen Verlust von 99 Millionen Euro hinnehmen. Auch die Bahntechnik erwirtschaftete mit einem Gewinn von 18 Millionen Euro lediglich eine Marge von 1,8 Prozent. Gefordert sind aber fünf bis sieben Prozent. Dazu kommt, dass sogar das bislang starke Kraftwerksgeschäft im vergangenen Quartal aus dem von Kleinfeld geforderten Korridor herausgerutscht ist. Darüber hinaus verfehlten auch die Gebäudetechnik, die Kommunikation und die Industrielösungen ihre Vorgaben.

Kleinfeld gab sich dennoch optimistisch. „Ich gehe davon aus, dass die Talsohle bei SBS durchschritten ist“, sagte er. Er traue dem Bereich zu, die ehrgeizigen Renditevorgaben aus eigener Kraft zu erreichen. Dass die Kraftwerkssparte weniger verdiene als früher, liege am veränderten Produktmix. Siemens setze verstärkt auf Windkraft. Und da seien die Margen niedriger als im traditionellen Turbinengeschäft.

Was passiert, wenn eine Sparte ihre Zielmarge nicht erreicht, zeigt sich am Beispiel der Kommunikationssparte, die in diesen Tagen zerschlagen wird. Der größte Teil davon geht auf in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Handyhersteller Nokia. Der Rest wird anderen Sparten zugeordnet oder verkauft.

Erste Erfolge der Aufräumarbeiten bei Siemens sind indes sichtbar. So legte der operative Gewinn der Bereiche um knapp ein Drittel auf 1,28 Milliarden Euro zu, der Nettoüberschuss verdoppelte sich fast auf 792 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um 14 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro. jojo (HB)

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