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Wirtschaft: Siemens kommt die Sanierung teuer zu stehen

Im Geschäftsjahr 2004/05 hat der Elektrokonzern weniger Gewinn gemacht – Problemsparten sind SBS und Com

München - Die Sanierung der Krisensparten und die Trennung vom Handygeschäft sind Deutschlands größten Elektrokonzern Siemens teuer zu stehen gekommen. So ging der Gewinn im Geschäftjahr 2004/05 auf 2,25 Milliarden Euro zurück, nach 3,41 Milliarden im Vorjahr. Rechnet man allerdings aus dem Ergebnis 2004 die Sondereffekte aus dem Verkauf von Infineon heraus und aus den Zahlen für 2005 die Verluste der verkauften Handysparte, hat der Konzern mit einem Gewinn von 3,06 Milliarden Euro die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Siemens-Aktie legte am Donnerstag allerdings lediglich um 0,50 Prozent auf 62,33 Euro zu.

Vorstandschef Klaus Kleinfeld nannte den „Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten“ eine „Punktlandung“. Kleinfelds Bilanz nach einem Jahr im Amt: Umsatz und Auftragseingang wachsen stetig, vor allem in den USA und der Asia-Pazifik-Region. Jüngster Beleg dafür ist der Verkauf von 60 Hochgeschwindigkeitszügen nach China, der am Donnerstag besiegelt wurde. Zudem seien die Turbulenzen der vergangenen Monate – durch den Verkauf der verlustreichen Handysparte – gut überstanden.

Das sehen Branchenbeobachter anders: Siemens hat zwar sein Handygeschäft an den taiwanesischen Hersteller BenQ verschenkt, aber die Abgabe kostete den Münchner Konzern bisher 800 Millionen Euro. Weitere 500 Millionen werde Siemens im folgenden Geschäftsjahr ausgeben, weil man sich an den Kosten für Lizenzen und Maschinenumrüstungen beteilige, sagte Kleinfeld.

Es gelte jetzt die Neuausrichtung von Siemens voranzutreiben, kündigte Kleinfeld an. Im Visier hat er dabei die Problembereiche Siemens Business Services (SBS) sowie die Telekommunikationssparte Com. Der IT-Dienstleister SBS rutschte im abgelaufenen Geschäftsjahr in die Verlustzone und verbuchte ein Minus von 690 Millionen Euro. Im Jahr zuvor war noch ein Plus von 40 Millionen Euro erzielt worden. Kleinfeld will bei SBS in den kommenden zwei Jahren 1,5 Milliarden Euro einsparen, das ist immerhin ein Drittel des Umsatzes. Teils durch billigeren Einkauf, teils durch Entlassungen. Es trifft zunächst 2400 der rund 15000 deutschen Mitarbeiter. Ob bei einer „Straffung der Standorte“ Niederlassungen geschlossen werden, ist bislang noch unklar. Kleinfeld kündigte an: „Vertrieb und Service bleiben flächendeckend vorhanden“, aber es würden Arbeitsplätze in der Verwaltung zusammengezogen. Details wollte er nicht nennen.

Konkreter wurde Kleinfeld, als er über die Märkte der Zukunft sprach, die Siemens erschließen wolle: Der Konzernchef setzt vor allem auf die Bereiche Energie-, Transport- und Sicherheitstechnik. Hier hat der Konzern in diesem Jahr erheblich zugekauft. „Die letzten neun Monate waren eine der aktivsten Investitionsphasen in der Unternehmensgeschichte überhaupt“, sagte Kleinfeld. Noch nie zuvor habe Siemens so viel für Zukäufe ausgegeben. Zudem investiere der Konzern 5,1 Milliarden Euro – sieben Prozent des Gesamtumsatzes – in Forschung und Entwicklung.

Eine Prognose für das Geschäftsjahr 2006 gab Kleinfeld jedoch nicht, mit dem Hinweis auf die laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin. Er „wage keine Einschätzung“, wie sich die auf Steuersätze und Ergebnis auswirken könnten.

Nadine Oberhuber

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