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Siemens: Mitarbeiter sollen Aktien kaufen

Siemens schafft ein neues weltweites Aktienprogramm, um seine Mitarbeiter stärker zu beteiligen. Das kostet Millionen.

Wer bei Siemens Karriere machen will, muss in Zukunft kräftig in Aktien des Unternehmens investieren. Der Münchner Technologiekonzern legte am Mittwoch neben den Zahlen für das dritte Quartal auch die Eckpunkte für ein neues Vergütungssystem für Führungskräfte vor. Außerdem schafft Siemens ein neues Aktienprogramm, um seine Mitarbeiter weltweit – vom Fabrikarbeiter bis zum Vorstandschef – stärker am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. „Entscheidend bei allen Maßnahmen ist der Gedanke der Langfristigkeit“, sagte Siemens-Chef Peter Löscher. „Unser Unternehmen soll nachhaltig profitabel wachsen. Dazu muss man langfristig denken und nicht von Quartal zu Quartal.“

Bei vielen Unternehmen ist es üblich, Führungskräfte zum Teil in Aktien zu bezahlen. Dass sie aber verpflichtet werden, einen festen Teil ihres Gehaltes in Aktien des eigenen Unternehmens zu halten, ist zwar in den USA verbreitet, in Deutschland aber eine Novität. Siemens will dies für seine obersten 500 Führungskräfte einführen, auch um die Manager stärker an das Unternehmen zu binden. Mindestens 50 Prozent ihrer jährlichen Grundvergütung müssen sie als Siemens- Aktien dauerhaft halten. Bei den Top-50- Managern steigt der Anteil auf 100 Prozent, im Vorstand auf 200, und beim Vorstandschef sogar auf 300 Prozent des festen Jahresgehalts.

Das Gehalt des Vorstands setzt sich bisher aus vier Komponenten zusammen: einem festen Jahresgehalt, einem variablen Bonus, einer aktienbasierten Vergütung und einem Beitrag zur Altersvorsorge. Aus Fixum und Bonus wird ein Jahreszielgehalt festgelegt, dass sich zu 50 Prozent aus festen und zu 50 Prozent aus variablen Bezügen zusammensetzt. Das neue Vergütungssystem soll innerhalb von drei Jahren eingeführt werden. Da die Top-Manager auch künftig zum Teil in Aktien bezahlt werden, müssen sie nicht alle Aktien kaufen, um die Pflichtgrenze zu erreichen. Sie müssen aber nachkaufen, wenn der Aktienkurs fällt und ihr Depot zu einem Stichtag die Grenze unterschreitet.

Den übrigen Mitarbeitern in Deutschland hat Siemens bisher Belegschaftsaktien angeboten. Etwa 70 Prozent der rund 160 000 Mitarbeiter im Inland haben das Angebot genutzt und Aktien des Konzerns zu günstigeren Konditionen erworben. Um auch Mitarbeiter im Ausland beteiligen zu können, legt Siemens nun ein neues Programm auf: Beschäftigte, die Siemens-Anteile kaufen, sollen nach einer dreijährigen Haltefrist für drei Aktien eine vierte geschenkt bekommen. Nach einer Experten-Schätzung wird Siemens das Programm einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag kosten.

Aktionärsschützer lobten die Pläne des Konzerns als vertrauensbildende Maßnahme. „Eine Verpflichtung der Manager, Aktien des eigenen Unternehmens zu halten, gefällt uns besser als Optionen“, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Begrüßenswert sei auch, dass sich die Mitarbeiter stärker am Unternehmen beteiligen. Lothar Gries von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sagte, so ein Programm sei geeignet, wieder Vertrauen in die Aktie und das Unternehmen aufzubauen – auch innerhalb von Siemens.

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