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Ohne moderne Leit- und Sicherungstechnik wären Hochgeschwindigkeitszüge wie dieser ICE nicht denkbar. Ab Tempo 160 übernimmt der Computer die Steuerung.

© dpa

Siemens übernimmt Bahntechnik-Firmen: Signale für Berlin: Elektrokonzern will am Wachstum der Städte verdienen

Mit neuen Zügen hat Siemens große Probleme - bei Signalen und Stellwerken läuft es besser. Mit dem Kauf zweier Unternehmen will Siemens die Sparte, die von Berlin aus gesteuert wird, nun stärken.

Siemens setzt seine Expansion im Bereich Eisenbahn-Technik fort. Nach dem Kauf des britischen Konkurrenten Invensys Rail übernimmt der Elektrokonzern nun das Braunschweiger Software-Unternehmen Sky Eye Transportation Systems. „Wir werden mit beiden Akquisitionen zum Global Player und wollen die Wachstumschancen dieses Geschäfts nutzen“, sagte Sparten-Chef Sami Atiya dem Tagesspiegel.

Während Invensys Rail mit 3200 Beschäftigten Signal- und Leittechnik herstellt, ist Sky Eye mit rund 20 Beschäftigten auf Software für Flotten- und Zugpersonal- Management im Schienengüterverkehr spezialisiert. „Diese Übernahmen stärken auch den Standort Berlin, unsere Schaltzentrale für die Bahnautomatisierung“, erklärte der Manager. In der Hauptstadt sind 700 der weltweit 6500 Beschäftigten des Bereichs tätig. Anpassungen beim Personal seien hier nicht geplant, hieß es. Vom Zusammengehen mit Invensys Rail erhofft sich Atiya Kostensenkungen von 100 Millionen Euro bis 2018 und eine Präsenz in allen wichtigen Märkten. Es gehe um die Verschmelzung der zwei weltweit stärksten Spieler dieses Bereichs.

Für Siemens bedeutet der Ausbau dieses Geschäfts eine verlässliche Gewinnquelle. Die Rendite der Sparte Bahn-Infrastruktur liegt Atiya zufolge im niedrigen zweistelligen Bereich. Die Zug-Sparte der Münchener machte dagegen zuletzt mit Verlusten von sich reden – Resultat des Lieferverzugs bei Schnellzügen, unter anderem an die Deutsche Bahn. Auch deswegen hatte Konzernchef Peter Löscher sein Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigieren müssen. In Berlin stellt der Konzern pro Jahr 1500 Eisenbahn-Signale her, 2013 werde man zehntausendste Exemplar ausgeliefert, berichtete Atiya. Zudem befindet sich hier ein Testzentrum für elektronische Stellwerke und Betriebsleitzentralen.

Wachstum erwartet Siemens vor allem vom Trend zur Verstädterung. „Jede Sekunde ziehen irgendwo auf der Welt zwei Menschen in eine Stadt um, das erhöht den Bedarf für Schienentransport dramatisch.“ Dies gelte vor allem für Metropolen in Asien, Südamerika und Afrika. Das Europa-Geschäft beschrieb Atiya als „stabil“, hier gehe es um die Modernisierung bestehender Strecken und die Ausrüstung neuer Verbindungen mit der Leit- und Sicherungstechnik ETCS. Dieser Standard für den grenzüberschreitenden Zugverkehr soll die verschiedenen nationalen Normen bei der Signaltechnik ersetzen.

Bei der Ausrüstung von Bahntrassen mit neuer Technik sieht Atiya noch Potenzial. „Dadurch lässt sich die Kapazität von U-Bahn-Strecken um bis zu 50 Prozent erhöhen, weil eine dichtere Zugfolge möglich ist – ganz ohne neue Schienen.“ Zugleich könne der Energiebedarf um 30 Prozent sinken, bei höherer Pünktlichkeit und Sicherheit.Während die Siemens-Sparte in der bisherigen Form auf Deutschland, Österreich, die Schweiz, China und Indien konzentriert war, ist Invensys stark in den USA, Australien, Großbritannien und Spanien.

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