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Wirtschaft: Skandalbank wechselt den Chef aus

Hypo-Real-Estate-Boss Georg Funke muss gehen. Nachfolger wird Deutsche-Bank-Manager Axel Wieandt

München - Der angeschlagene Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) tauscht auf massiven Druck der Bundesregierung seine Führungsspitze aus. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Georg Funke legte sein Amt am Dienstag mit sofortiger Wirkung nieder. Sein Nachfolger soll ab kommender Woche der Deutsche-Bank-Manager Axel Wieandt (42) werden. Das bestätigte das Unternehmen am Dienstagabend nach einer Aufsichtsratssitzung. Wieandt ist bisher Chefstratege bei der Deutschen Bank und gilt als Zögling von Konzernchef Josef Ackermann. Ihm soll künftig der bisherige Commerzbank-Manager Kai Wilhelm Franzmeyer (44) als Finanzchef der HRE zur Seite stehen.

Funke muss gehen, weil ihm schwere Fehler im Umgang mit der Krise um Hypo Real Estate vorgeworfen werden. Vor allem Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte massive Kritik an Funke geäußert und eine weitere Zusammenarbeit mit ihm abgelehnt. Die Bundesregierung fühlte sich während der Verhandlungen über das 50-Milliarden-Euro schwere Rettungspaket für HRE vom Management des Dax-Konzerns falsch informiert und hatte ihre Empörung mehrfach auch öffentlich geäußert. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte denn auch Funkes Rücktritt am Dienstag. Der Führungswechsel sei eine „notwendige Voraussetzung“ für neues Vertrauen in den Münchener Konzern, sagte sie in ihrer Regierungserklärung. Steinbrück forderte auch den Aufsichtsratschef der HRE, Kurt Viermetz, zum Rücktritt auf. Dieser klammert sich aber nach Angaben aus Finanzkreisen noch an seinen Posten.

Der 53-jährige Funke war bereits Anfang des Jahres in die Kritik geraten, weil er völlig überraschend Millionenbelastungen aus der Finanzmarktkrise eingeräumt und den Aktienkurs damit auf Talfahrt geschickt hatte. In der vergangenen Woche war die Aktie nach der ersten Nachricht über die finanziellen Probleme des Konzerns innerhalb eines Tages nochmals um fast 80 Prozent eingebrochen. Am Dienstag reagierte die Börse zunächst positiv auf Funkes Rücktritt. Später rutschte die Aktie jedoch ins Minus.

Auch die Staatsanwaltschaft München nimmt die Vorgänge bei dem Konzern inzwischen ins Visier. „Wir beobachten den Ablauf des Geschehens“, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Dienstag. Ein Ermittlungsverfahren sei bislang aber nicht eingeleitet worden. Auch eine Strafanzeige gegen Vorstände oder andere Verantwortliche liege der Münchner Staatsanwaltschaft nicht vor.

Aktionärsanwälte bereiten jedoch bereits Klagen vor. Dabei geht es vor allem darum, dem HRE-Management eine Verletzung seiner Informationspflichten nachzuweisen. So habe das Management falsche Angaben zum Liquiditätsdefizit der HRE gemacht und es dann nachträglich von 35 auf 50 Milliarden Euro nach oben korrigieren müssen. „Wer so unverantwortlich handelt, muss nicht nur den betroffenen Aktionären Schadenersatz leisten, sondern auch die persönlichen Konsequenzen für den Schaden übernehmen“, sagte Anwalt Klaus Nieding. Seine Kanzlei arbeitet an einer Massenklage. Mehr als 300 Mandanten sollen sich bereits gemeldet haben. dpa/tmh

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