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Wirtschaft: Ski-Industrie hofft auf Ende der Talfahrt

Auf der Sportartikel-Messe Ispo wollen die Hersteller mit High-Tech-Produkten aus der Krise finden

München . Die Konsumflaute hat auch die erfolgsverwöhnte deutsche Sportartikel-Branche nicht verschont. Weil die Erlöse im vergangenen Jahr um etwa fünf Prozent auf 7,5 Milliarden Euro eingebrochen sind, müssen sich die Hersteller von Sportartikeln einiges einfallen lassen, um wieder kaufkräftige Kundschaft in die Geschäfte zu locken. Derzeit versucht die Industrie, die Kunden auf der Branchenmesse Ispo in München mit Neuentwicklungen für den kommenden Winter zu ködern. Mehr als 1500 Aussteller aus 43 Ländern zeigen die Trends rund um Ski, Snowboard und Sportbekleidung.

„Das vergangene Jahr war katastrophal“, sagt Klaus Jost, Chef der Sporthändler-Kette Intersport. Erstmals seit Jahren könnten in Deutschland in der Wintersaison 2002/2003 sogar weniger als 500 000 Paar Ski verkauft werden, befürchtet Siegfried Paßreiter, Geschäftsführer beim Skihersteller Fischer und Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI). Das entspricht einem Umsatzrückgang von mehr als zehn Prozent. Wegen des späten Winterbeginns keimt jetzt aber noch einmal Hoffnung bei der Industrie. „Man konnte schon kurz vor dem Messestart merken, dass die gedämpfte Stimmung ein wenig umgeschlagen ist, was nicht zuletzt am Wetter liegt“, sagt Messechef Manfred Wutzlhofer. „Auch wenn der Schnee erst jetzt fällt – er nährt immerhin die Hoffnung, dass bis zum Saisonende noch etwas aufgeholt werden kann.“

Besondere Impulse erhoffen sich die Sportartikel-Hersteller von Outdoor-Bekleidung mit neuen Materialien, die atmungsaktiv, winddicht und wasserabweisend sind. Die Teile werden, ähnlich wie Fleece-Pullis, als zweite Lage am Körper getragen und sind sehr elastisch und atmungsaktiv, allerdings nicht hundertprozentig wasserdicht. Neu sind auch die so genannten „Hybrids“, bei denen in einem Kleidungsstück unterschiedliche Funktionsmaterialien kombiniert werden; zum Beispiel abriebfeste Stoffe auf Schultern und Ellenbogen und elastische Einsätze in den Achselhöhlen.

Ein Verkaufsschlager sollen auch Schuhe mit GoreTex-Membranen werden, die man bei verschiedenen Sportarten tragen kann. „Outdoor-Sportarten wie Wandern und Walking werden als Wirschaftsfaktor immer wichtiger“, sagt Lukas Meindl, Chef des gleichnamigen Wanderschuh-Herstellers. Die Branche profitiere davon, dass Outdoor-Bekleidung verstärkt auch im Alltag getragen werde. „Immer mehr Menschen lernen die Vorteile atmungsaktiver Kleidung kennen“, glaubt Meindl.

Bei den Wintersport-Geräten werden nach Ansicht der Sportbranche in der kommenden Saison Skier für das Fahren abseits der Piste im Mittelpunkt stehen. Die breiteren, schwächer taillierten und flippig bemalten Latten sollen beim Fahren ein Gefühl wie beim Snowboarden vermitteln. „Mit dieser neuen Art von Skiern hat auch der Snowboarder kein Imageproblem mehr“, ist Siegfried Paßreiter vom BSI überzeugt. Auch der Bedarf an Carving-Ski ist nach Ansicht der Experten noch lange nicht gesättigt. Deshalb gibt es auch hier zahlreiche neue Modelle. Besonders in sind Carver mit einer so genannten Sinus-Oberfläche, auf der kein Schnee mehr festkleben kann.

Einen Boom wittert die Sportindustrie beim „Nordic Cruising“, einer modernen Art des Langlaufens. Die neu entwickelten Skier sind kürzer und breiter und erleichtern auch weniger Geübten das Vorankommen auf gerader Strecke. Außerdem sollen die Skier besonders gelenkschonend sein.

Auch mit High-Tech-Artikeln warten die Sportartikel-Hersteller auf der Ispo auf. Der Skihersteller Atomic etwa stellt die erste Skibindung mit Bordcomputer vor. Er überprüft vor der Fahrt alle Systeme der Bindung und weist den Skifahrer auf Defekte oder eine notwendige Reparatur hin. Bei den Formen der Bindungen orientiert sich die die Sportbranche an der Automobil-Industrie: Die runden, organischen Formen der vergangenen Jahre sind out, jetzt sind wieder Ecken und Kanten gefragt. Nicole Adolph

Nicole Adolph

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