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Wirtschaft: Smart billiger, VW teurer

Autoexperte Dudenhöffer: Der Handel mit CO2-Zertifikaten würde fast alle Marken betreffen

Berlin - Die europäische Autoindustrie ist nicht gut vorbereitet, wenn es um die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes geht. Sie erreicht nicht einmal die von ihr selbst gesteckten Ziele. Auf 140 Gramm wollten die Autobauer die CO2-Emissionen pro Kilometer und pro Auto bis zum Jahr 2008 reduzieren. Doch trotz des Hybridantriebs, leichterer Materialien und verbesserter Motorentechnologie liegt der Durchschnittsausstoß von Neuwagen bei 161,4 Gramm. Dies hat das Center Automotive Research (CAR) der FH Gelsenkirchen ermittelt. Umso schwieriger dürfte es daher für die Industrie werden, die Grenze von 120 Gramm CO2 pro Kilometer einzuhalten, die ab 2012 in der EU gelten soll. Dieser Wert würde eine Treibstoff-Einsparung von rund 3,7 Milliarden Liter jährlich ergeben.

Doch in der EU-Kommission wird heftig darum gestritten, mit welchen Methoden die Industrie das Ziel erreichen soll. Während EU-Umweltkommissar Stavros Dimas die Autobauer verpflichten will, spritsparende Motoren zu entwickeln, lehnt Industriekommissar Günter Verheugen eine bindende Regelung ab.

In der Diskussion ist auch der Handel mit CO2-Standards, ähnlich dem Zertifikatshandel in der Elektrizitätswirtschaft. Die Idee wird unter anderen auch von den europäischen Grünen unterstützt und könnte einen Kompromiss zwischen Befürwortern und Gegnern verpflichtender Regelungen darstellen.

In einer Simulationsstudie hat das CAR berechnet, wie sich die Autos demnach verteuern oder verbilligen würden. Der Studie zugrunde liegt die Annahme, dass jeder Autohersteller den CO2-Ausstoß auf 140 Gramm begrenzen muss, wie es auch die Selbstverpflichtung bis 2008 vorsieht. Wer den Wert unterschreitet, verkauft die Einsparungen auf einer Art Börse an Hersteller, die den Wert nicht einhalten. Deren Kosten stiegen somit und die Autos würden teurer. Klimafreundliche Wagen würden also billiger und für die Käufer attraktiver. Der derzeitige Gewinner eines solchen Systems wäre laut CAR Smart, die 720 Euro billiger würden. An zweiter Stelle rangiert Fiat, deren Wagen im Preis gleich blieben. Nur diese beiden Autobauer erfüllen umgerechnet auf ihre Modellpalette die Vorgabe von 140 Gramm.

Opel und VW liegen mit 157 und 161 Gramm im Mittelfeld. Ihre Modelle würden sich im Durchschnitt um 510 beziehungsweise 630 Euro verteuern. Die größten Verschmutzer sind nach wie vor Porsche (297 Gramm), Land Rover (253 Gramm) und Chrysler (241 Gramm). Ein Porsche Cayenne würde sich bei der Einführung handelbarer CO2-Standards um 5400 Euro verteuern. Kritiker des Systems bemängeln, dass sich die Industrie so von Investitionen in technische Neuerungen freikaufen könnte.

Unterdessen wird der Brüsseler Streit um die 120-Gramm-Grenze innerhalb der Bundesregierung fortgesetzt. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) unterstützt den Vorschlag von Umweltkommissar Dimas, die Autoindustrie auf die Entwicklung umweltschonender Motoren zu verpflichten. Hans-Peter Friedrich (CSU), Verkehrsexperte der Union und Fraktionsvize, kritisierte hingegen die Pläne: „Die deutschen Autohersteller haben schon große Fortschritte gemacht“, sagte er, „ich halte jede dirigistische Maßnahme für falsch.“ Außerdem gibt es laut Friedrich bereits viele spritsparende Modelle.

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