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Wirtschaft: Software-Branche ärgert sich über Microsoft-Urteil

Konkurrenten befürchten aggressives Vorgehen des Konzerns auf neuen Märkten / Aktie reagiert mit Kurssprung

Berlin (msh). Konkurrenten und Branchenvertreter kritisierten das milde Urteil im Kartellrechtsprozess gegen Microsoft und fürchten neue Wettbewerbsverstöße des SoftwareKonzerns. „Die Entscheidung gibt den Verbrauchern keine Sicherheit, dass Microsoft sein Monopol für Betriebsprogramme von Personal Computern nicht wieder ausnutzen wird“, sagte Ken Wasch, Präsident des US-Verbandes der Software- und IT-Industrie. Microsoft-Gründer Bill Gates begrüßte den Richterspruch.

Am Freitagabend hatte Bundesrichterin Colleen Kollar-Kotelly eine außergerichtliche Einigung zwischen Microsoft und dem Justizministerium weitgehend gebilligt. Der Kompromiss sieht vor, dass Microsoft anderen Software-Anbietern die Koppelung ihrer Programme an das Windows-Betriebssystem erleichtern muss. Die neun Bundesstaaten, die ein härteres Eingreifen forderten, konnten sich nicht durchsetzen.

Die Auflagen des Gerichts könnten nichts gegen die „monopolistischen und wettbewerbswidrigen Praktiken“ von Microsoft ausrichten, teilte Erzrivale Sun Microsystems in einer Stellungnahme mit. Sun selbst werde seine Zivilklage aufrecht erhalten. Marktbeobachter gehen nun davon aus, dass Microsoft seine Barreserven von 40 Milliarden Dollar ungehemmt einsetzen wird, um neue Märkte zu erobern. Auf Expansionskurs ist der Konzern zum Beispiel bei Spielkonsolen, bei Anwendungen für kleine Firmen und bei Software für Mobiltelefone.

Der Richterspruch könnte der Startschuss für eine neue Offensive sein. Völlig losgelöst kann Gates aber auch in Zukunft nicht agieren. Noch stehen Kartellverfahren mit Konkurrenten und der EU-Kommission aus. Daher gab sich Gates nach dem Urteil larmoyant: Die Entscheidung sei ein „harter aber fairer Kompromiss“. Der Konzern werde sich in Zukunft seiner Verantwortung bewusst sein, sagte Gates. Die Microsoft-Aktie reagierte mit einem Kurssprung: Das Papier stieg in New York bis zum deutschen Börsenschluss um fast sechs Prozent auf 56,86 Dollar.

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