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Viel Kapazität. In der Fertigungslinie von Solon in Greifswald können täglich rund 3600 Module produziert werden.

© picture alliance / dpa

Solarenergie: Europa verliert die Lust an der Sonne

Immer mehr Länder in Europa wenden sich von der Solarförderung ab - nun zieht auch Frankreich nach. Der Berliner Modulhersteller Solon passt seine Strategie an.

Berlin - Der deutschen Solarindustrie brechen zunehmend die Absatzmärkte im Ausland weg. Nachdem vor zwei Jahren das sonnige Spanien quasi über Nacht die Förderung für Sonnenstrom gestrichen hatte, will nun auch die französische Regierung die Förderbedingungen extrem verschärfen. Industrieminister Eric Besson kündigte dieser Tage in Paris einen Strategiewechsel der Solarpolitik an, um einen „unkontrollierten Anstieg der Stromrechnungen“ zu verhindern. Auch in Italien, wo die Erzeugung von Sonnenstrom noch recht großzügig vergütet wird, rechnen Marktbeobachter im kommenden Jahr mit Änderungen.

In Frankreich will die konservative Regierung die Höhe der Förderung deckeln. Dazu registriert eine Behörde die theoretisch mögliche Spitzenleistung jeder neu angemeldeten Fotovoltaikanlage. Diese Werte werden addiert. Sobald die Summe von 500 Megawatt erreicht ist, wird der Fördertopf für den Rest des Jahres geschlossen. In Italien gibt es offenbar Pläne, die Förderung zu beenden, sobald insgesamt Module mit 3500 Megawatt verbaut sind. Das könnte schon 2011 so weit sein. Zum Vergleich: In Deutschland dürften allein in diesem Jahr Anlagen mit einer rechnerischen Gesamtleistung von 7400 Megawatt installiert worden sein.

Deutschland ist eines der ganz wenigen Industrieländer, in dem es keine Deckelung der Förderausgaben für Solarstromanlagen gibt. Das hat mehrere Folgen: Im laufenden Jahr wurde mehr als die Hälfte aller Anlagekapazitäten der Welt im klimatisch durchwachsenen Deutschland aufgebaut und nicht etwa in sonnigeren Ländern, wo die Ausbeute größer wäre. Der anhaltende Fotovoltaik-Boom hierzulande ist zudem maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Ökostromumlage, die alle Stromkunden zahlen, im kommenden Jahr von rund zwei auf 3,5 Cent je Kilowattstunde steigt.

Die Folge: Die deutschen Solarmodulhersteller wie Q-Cells, Solarworld und Solon verkaufen immer mehr Ware im Inland. Die vermeintliche Exportbranche dürfte nach Angaben des Branchenverbandes in diesem Jahr Module mit einer Gesamtleistung von 3,2 Gigawatt produziert haben. Nur 1,6 Gigawatt verkaufte sie ins Ausland.

Die Zahlen zeigen auch, dass die meisten Module, die 2010 in Deutschland verbaut worden sind, von ausländischen Firmen gefertigt wurden. Das spiegelt die Verhältnisse auf dem Weltmarkt wieder. Eine aktuelle Studie der Marktforscher von GTM Research hat versucht, die erfolgreichsten Solarfirmen der kommenden fünf Jahre zu ermitteln. Unter den Top 15 befindet sich mit der Q-Cells-Tochter Solibro lediglich ein deutscher Produzent. Im Hinblick auf Produktion, Herstellungskosten und Wirkungsgrad nimmt die US-Firma First Solar die Spitzenposition ein, gefolgt von Trina Solar, Yingli Green Energy und Suntec aus China.

Dass Länder in Europa nach und nach die Lust verlieren, die Fotovoltaik weiter in großem Stil zu fördern, wirkt sich auf die Unternehmensstrategien aus. So hatte Stefan Säuberlich, Chef des größten Berliner Solarunternehmens Solon, Anfang des Jahres noch angekündigt, den Vertrieb in Frankreich und Italien ausbauen zu wollen. Der Fokus solle künftig auch auf größeren Kraftwerken liegen. Die neue Linie aus Paris lautet jetzt aber, dass bis März gar keine großen Anlagen mehr gefördert werden.

„Wir sind von der Entwicklung in Frankreich natürlich nicht begeistert. Ganz überraschend trifft es uns aber nicht“, sagt Solon-Vorstand Säuberlich. „Wir haben zwar bereits größere Kraftwerksprojekte in Frankreich realisiert, werden uns aber künftig auf den Markt für Privatkunden konzentrieren. Da Solaranlagen, die direkt ins Hausdach integriert sind, dort besonders gefördert werden, haben wir eine elegante In-Dach-Lösung entwickelt, mit der wir gezielt den französischen Kunden ansprechen“, sagt Säuberlich. Unabhängig von den jetzt angekündigten Einschnitten erwartet Solon, dass das Frankreichgeschäft 2011 nicht mehr als fünf Prozent zum Umsatz (2009: 354 Millionen Euro) beisteuert, Italien hingegen rund 20 Prozent.

Noch hegen die Berliner die Hoffnung, dass Deutschlands Nachbarn die Förderung nicht noch weiter kürzen. „Was ein radikaler Schnitt bedeutet, haben alle in Spanien beobachten können, wo der Markt heute faktisch tot ist“, sagt Säuberlich.

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