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Wirtschaft: Solon schockt die Börse

Deutlicher Verlust für das laufende Jahr befürchtet

Berlin - Kaum war der Regierende Bürgermeister in seinem BMW abgerauscht, die kalten Platten und die Sektgläser abgeräumt, kehrte wieder Nüchternheit ein bei Berlins größtem Solarunternehmen Solon. Vorstandschef Stefan Säuberlich musste noch eine Pflichtmitteilung vorbereiten, in der er Anleger warnt, dass das Unternehmen in diesem Geschäftsjahr deutlich weniger Umsatz und Gewinn machen wird als geplant. Am Dienstagmorgen veröffentlichte er eine entsprechende Ad-hoc-Meldung. Die Aktie brach daraufhin um bis zu 16 Prozent ein. Am Abend fing sie sich jedoch wieder und schloss 0,4 Prozent niedriger als am Montag.

Da hatte Säuberlich noch Klaus Wowereit (SPD) durch die Produktionshalle im Forschungspark Adlershof geführt, um mit ihm unter Applaus der Belegschaft ein Jubiläumssolarmodul zu montieren. Wowereit war gekommen, weil Solon nach 14 Jahren seit der Gründung in Berlin-Kreuzberg Module mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt produziert hat.

In seiner Feierrede zählte Säuberlich auf, wo überall auf der Welt Strom mit Solon-Modulen erzeugt wird: auf Schuldächern in Arizona, auf der australischen Insel Tasmanien, auf einem Busdepot in Sevilla, sogar auf einer ehemaligen Abschussbasis für Atomraketen in Frankreich erzeugen Solon-Module heute Strom – außerdem auf zahllosen Hausdächern hierzulande.

Säuberlich deutete aber in der Rede bereits an, dass man von Erfolgen der Vergangenheit allein nicht leben kann. In Solons wichtigem Markt Italien habe in diesem Jahr eine „katastrophale Diskussion“ über die Förderpolitik stattgefunden, mit der Folge, dass Solon – wie auch Konkurrenten – dort nach einer Änderung der Förderpolitik zum 1. Juni praktisch gar keine Module mehr verkaufen kann. Module würden nun zu Schleuderpreisen auf dem deutschen Markt verramscht.

Erst in der Pflichtmitteilung konkretisierte Säuberlich die Folgen: Für das Gesamtjahr peile Solon jetzt einen Umsatz von nur noch 500 Millionen Euro an. Im jüngsten Zwischenbericht vom 31. März hatte er noch einen Konzernumsatz auf Höhe des Vorjahres in Aussicht gestellt: 619 Millionen erlöste Solon 2010. Auch beim Vorsteuerergebnis (Ebit) wie beim Konzernergebnis rechne man nunmehr mit einem „deutlichen Verlust“, hieß es in der Mitteilung. 2010 hatte Solon vor Zinsen und Steuern magere 400 000 Euro Gewinn verbucht bei einem Nettoverlust von fast 20 Millionen.

Solon drücken 400 Millionen Euro Schulden. Ende 2011 muss Solon einen Kredit über 275 Millionen zurückzahlen, was unmöglich scheint. Derzeit verhandelt Säuberlich intensiv mit acht Banken über eine Lösung. Kevin P. Hoffmann

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