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Wirtschaft: Sony streicht 10 000 Jobs

Japanischer Elektronikkonzern kündigt angesichts drohender Verluste radikales Sparprogramm an

Düsseldorf/Berlin Der japanische Unterhaltungskonzern Sony will angesichts drohender Verluste weltweit rund 10 000 Mitarbeiter entlassen. Außerdem sollen Produktionswerke geschlossen und die Zahl der Produkte deutlich reduziert werden, teilte Sony-Chef Howard Stringer am Donnerstag in Tokio mit. Auch Deutschland wird von den Sparmaßnahmen betroffen sein. „Wir werden unseren Beitrag leisten“, sagte Sony-Deutschland-Chef Manfred Gerdes dem Tagesspiegel. Details will er aber erst in zwei bis vier Wochen nennen. „Wir werden alles durchforsten, alles ist möglich“, sagte Gerdes.

Es ist bereits die zweite Umstrukturierung des weltweit zweitgrößten Elektronikkonzerns innerhalb von nur zwei Jahren. Die erste Restrukturierung im April 2003, eingeleitet vom damaligen Chef Nobuyuki Idei, hatte nicht gewirkt. Schon damals hatte Sony rund 20 000 Arbeitsplätze abgebaut. Bislang zeigten diese Maßnahmen wegen des Nachfrage-Einbruchs bei traditionellen Fernsehern aber keine spürbaren Auswirkungen. Auch für das laufende Geschäftsjahr, das Ende März 2006 zu Ende geht, erwartet das ehemalige Wunderkind der Hightech-Industrie („It’s a Sony“) rote Zahlen: Der Nettoverlust werde bei zehn Milliarden Yen (rund 70 Millionen Euro) liegen, hieß es in Tokio.

Konzernchef Stringer, der erst seit Juni im Amt ist, hat harte Konsequenzen angekündigt. Rund 10 000 der gut 150 000 Sony-Mitarbeiter sollen bis März 2008 gehen, alleine 5000 davon in Japan. Elf von 65 Werken werden geschlossen, zudem sollen Immobilien und Wertpapiere im Wert von 120 Milliarden Yen (880 Millionen Euro) bis März 2008 verkauft werden. Doch Stringer will nicht nur sparen, sondern auch überfällige Strukturreformen vorantreiben. Alleine 4000 Stellen werden im Verwaltungsapparat wegfallen.

Um künftig besser gegen erfolgreiche Wettbewerber wie Samsung oder Panasonic bestehen zu können, will Sony sich künftig auf erfolgversprechende Produkte wie flache LCD- und Plasmafernseher und MP3-Player konzentrieren. Von traditionellen Röhrenbildschirm-Fernsehern will sich der Konzern mangels Nachfrage dagegen ganz verabschieden. Weitere zentrale Bereiche seien mobile Geräte wie der neue digitale Walkman, sein mit dem Sony dem erfolgreichen Musikplayer iPod von Apple Konkurrenz machen will, sowie der extrem schnelle Cell-Prozessor, der unter anderem in die neue Playstation eingebaut wird.

Die Konsequenzen des Umbaus für Sony Deutschland seien derzeit noch nicht voll absehbar, sagte Deutschlandchef Gerdes. Auch er sei erst am Morgen über die Pläne informiert worden. Gerdes räumte Fehler ein. „In vielen Fällen haben wir die Erwartungen der Kunde nicht getroffen und nicht die richtigen Produkte zum richtigen Preis verkauft.“

Die Finanzmärkte reagierten mit Skepsis auf die Sparpläne. Im deutschen Aktienhandel fiel die Aktie am Donnerstag um bis zu fünf Prozent. „Die Restrukturierung ist noch der einfachste Teil“, sagte Carlos Dimas, Analyst bei CLSA Asia Pacific Markets, der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Was noch fehlt, ist ein tragfähiges Geschäftsmodell.“

Konzernchef Stringer hofft, durch die Maßnahmen bis Anfang 2008 die operative Gewinnmarge wieder auf fünf Prozent steigern zu können. Die Kosten der Umstrukturierung bezifferte Sony auf 210 Milliarden Yen.pos/HB/pet

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