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Sparkurs: Mercedes will 8000 Stellen streichen

Bei Mercedes sollen in Deutschland Presseberichten zufolge mehr als 8000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Der überwiegende Teil davon entfällt offenbar auf die Stammwerke Sindelfingen und Untertürkheim.

Stuttgart (28.09.2005, 16:49 Uhr) - Beim Autokonzern DaimlerChrysler droht in den deutschen Pkw-Werken der Kernsparte Mercedes jeder neunten Stelle das Aus. Nach Medienberichten vom Mittwoch wird sich der erwarteten Abbau auf 8000 bis 9000 Stellen belaufen. Insgesamt arbeiten in den sechs deutschen Werken, die Personenwagen und Aggregate fertigen, derzeit rund 77.000 Mitarbeiter. Am Mittwochnachmittag dauerte die Sitzung des Aufsichtsrates von DaimlerChrysler, der in Detroit tagt, noch an. Sprecher des Unternehmens wollten keine konkrete Zahl zum geplanten Abbau nennen.

Bislang war in der Branche über einen Wegfall von etwa 5000 Stellen spekuliert worden. Der Konzern will den wichtigsten Geschäftsbereich, den Automobilbau bis 2007 mit einem milliardenschweren Sparprogramm sanieren.

Auch der Betriebsrat wollte sich am Mittwochnachmittag nicht äußern. Betriebsbedingte Kündigungen bei Mercedes sind bis 2012 ausgeschlossen. Im Juli 2004 hatte DaimlerChrysler einen Beschäftigungssicherungspakt für die 160.000 DaimlerChrysler- Beschäftigte in Deutschland abgeschlossen. Das Sparpotenzial bezifferte das Unternehmen damals auf jährlich eine halbe Milliarde Euro.

Einen Personalüberhang gibt es vor allem in den größten Werken Sindelfingen und Untertürkheim bei Stuttgart. Auch in Bremen könnten Arbeitsplätze gestrichen werden, wurde unter Experten vermutet. Die «Stuttgarter Nachrichten» berichteten, DaimlerChrysler wolle neben dem Abfindungsprogramm wohl auf eine Klausel der im Juli 2004 abgeschlossenen Standortsicherung zurückgreifen, wonach weiteren 3800 Mitarbeitern Altersteilzeitverträge angeboten werden könnten. Außerdem sollen weitere Mitarbeiter ihren gewohnten Stamm- Arbeitsplatz aufgeben, um künftig je nach Auftragslage in anderen Werken eingesetzt zu werden. Bereits heute sind Mitarbeiter aus Sindelfingen und Bremen im Werk Rastatt beschäftigt, wo die A- und B-Klasse gebaut werden.

Seit Dienstagabend tagt der DaimlerChrysler-Aufsichtsrat in Detroit. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX wird der Stellenabbau, der im vierten Quartal beginnen soll, zu «erheblichen Restrukturierungskosten» führen. Es sei sicher, dass der Konzern eine Summe im dreistelligen Millionenbereich in der Bilanz zurückstellen müsse, hieß es. Bereits in den ersten beiden Quartalen hatte DaimlerChrysler für die smart-Sanierung rund 1,1 Milliarden Euro an Sonderkosten verbucht und die ursprüngliche Gewinnerwartung für das laufende Jahr reduziert.

Konzern und Betriebsrat verhandeln bereits seit längerem über den sozialverträglichen Stellenabbau. Die Gespräche wurden noch von Ex-Mercedes-Chef Eckhard Cordes begonnen, der im September vom designierten Konzernchef Dieter Zetsche abgelöst worden war. Cordes hatte schon im Frühjahr signalisiert, dass Mercedes mehrere tausend Stellen streichen müsse, um die Kostenstruktur zu verbessern. Insgesamt beschäftigt DaimlerChrysler bei der Marke Mercedes in Deutschland (Car Group, Nutzfahrzeuge, Vertrieb) 160.000 Arbeitnehmer.

Cordes, der wegen seiner Niederlage im Machtkampf um die Konzernspitze das Unternehmen Ende August verließ, hatte nach Milliardenverlusten und erheblichen Qualitätsmängeln bei der Nobelmarke das Sparprogramm CORE aufgelegt. Dies besteht aus rund 20 000 Einzelmaßnahmen und soll die Kosten um drei bis vier Milliarden Euro drücken. Die Umsatzrendite der Mercedes Car Group (Mercedes-Benz, smart, Maybach), die Ende 2004 auf 3,3 Prozent abgesackt war, soll bis 2007 bei sieben Prozent liegen. (tso/dpa)

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