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Spekulationen um Ackermann-Nachfolge: Schädliche Schlagzeilen für die Deutsche Bank

Die Nachfolgedebatte um Josef Ackermann schadet der Deutschen Bank, meinen Aktionärsvertreter. Nach Tagesspiegel-Informationen könnte der Machtkampf bereits an diesem Wochenende entschieden werden.

Berlin - Die öffentliche Diskussion über mögliche Nachfolger für Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank schadet dem größten Geldhaus Deutschlands. „Spekulationen sind bei der Bedeutung der Bank nicht zu vermeiden“, sagte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), am Freitag dem Tagesspiegel. „Aber es ist schädlich, wenn Insider und Mitglieder des Aufsichtsrates Interna ausplaudern.“ Die Bank stehe so unnötig in den Schlagzeilen – obwohl sie passabel durch die Finanzkrise gekommen sei und (noch) von einer starken Persönlichkeit geführt werde. Die Aktie der Deutschen Bank verlor am Freitag in einem schwachen Markt 1,6 Prozent.

Josef Ackermann selbst trage allerdings einen Teil der Verantwortung für die verworrene Situation, glaubt Ulrich Hocker. „Ein guter Mann muss rechtzeitig einen guten Mann als Nachfolger aufbauen.“ Dies habe der Vorstandschef versäumt. Werde unter dem Druck der Öffentlichkeit nun vorzeitig ein Nachfolger nominiert, sei Ackermann sofort eine „lame duck“ – eine lahme Ente. Darunter versteht man Top-Manager, deren Amtszeit bald endet und deren Durchsetzungsvermögen geschwächt ist, weil es bereits einen Nachfolger gibt. Ackermann ist seit mehr als neun Jahren Vorstandschef der Deutschen Bank. Sein Vertrag läuft noch offiziell bis zur Hauptversammlung 2013.

Die Nachfolgedebatte war aufgeflammt, nachdem Ex-Bundesbankchef Axel Weber, den Ackermann als möglichen Nachfolger favorisierte, erklärt hatte, er gehe zur Schweizer Großbank UBS – einem der wichtigsten Wettbewerber der Deutschen Bank. Intern wird Aufsichtsratschef Clemens Börsig angelastet, dass Weber nicht mehr zur Verfügung steht. „Das ist daneben gegangen“, sagt auch DSW-Hauptgeschäftsführer Hocker. Börsig sei in der Bank nicht beliebt. Nun wollten offenbar bestimmte Kreise mit ihm abrechnen. Die „Börsen-Zeitung“ schrieb nach den jüngsten Wirren: Börsig entspreche „eher dem Typ Kontrolleur als dem Typ Wegbereiter“.

Nach Tagesspiegel-Informationen könnte der Machtkampf bereits an diesem Wochenende entschieden werden. Am Sonntag soll der dreiköpfige Nominierungsausschuss des Aufsichtsrates unter Vorsitz von Börsig tagen. Als Nachfolge-Duo für Ackermann will der Ausschuss dem Vernehmen nach die Doppelspitze aus Chef-Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen nominieren. Entscheiden kann der Ausschuss freilich nichts: Dazu wäre eine Aufsichtsratssitzung nötig. Denkbar sei, dass die Bank kurzfristig eine außerordentliche Sitzung des 22-köpfigen Gremiums einberufe und auf einer Telefonkonferenz noch am Sonntag Ackermanns Nachfolge bestimme, sagte Ulrich Hocker. Er hält eine Doppelspitze aus Jain und Fitschen für die wahrscheinlichste Lösung. Der 63-jährige Deutsche sei der „beste Partner“ für den Inder Jain. Dessen „fehlende Kompetenzen“ – keineVernetzung in der Politik und bei deutschen Unternehmern, mangelnde Sprachkenntnisse – könne Fitschen ausgleichen. „Fraglich ist nur, ob Jain akzeptiert, dass er künftig zehn statt 60 Millionen Euro im Jahr verdient“, fügte Hocker hinzu. Für die Börse ist vor allem entscheidend, dass Jain, dessen Geschäftsbereich den Großteil der Gewinne einfährt, bei der Deutschen Bank bleibt. „Alles andere ist zweitrangig“, erklärte ein Analyst. „Sollte Jain vor den Kopf gestoßen werden und gehen, wäre das ein Schock. Zumal er dann sicherlich 30, 40 gute Leute mitnehmen dürfte.“

Dass die Bank nach Webers Korb einen geeigneten externen Kandidaten findet, halten Beobachter für wenig wahrscheinlich. Es gebe „nicht mehr viele Top-Leute in Deutschland“, sagte Analyst Stefan Scharff von SRC Research. mit dpa

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