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Hoch hinaus. Der deutschen Wirtschaft geht es wieder besser, sie soll in diesem Jahr um 0,8 Prozent wachsen. Foto: picture alliance / dpa

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Wirtschaft: Spitze in Europa

Frühjahrsgutachten: Deutsche Wirtschaft wächst stärker. IWF befürchtet „chronische“ Euro-Finanzkrise.

Düsseldorf/Berlin/Washington - Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen für dieses Jahr mit 0,8 Prozent Wachstum. Für das kommende Jahr sehen sie einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung in Deutschland um 1,9 Prozent. Die Arbeitslosigkeit werde im laufenden Jahr durchschnittlich bei 2,9 Millionen liegen. Für das kommende Jahr wird ein Rückgang auf 2,7 Millionen vorhergesagt. Der robuste Arbeitsmarkt und die niedrigen Zinsen führten zu einer raschen Gesundung der öffentlichen Haushalte, erfuhr das „Handelsblatt“ aus Kreisen, die mit dem Frühjahrsgutachten der Institute vertraut sind. Haushaltsdefizite gehören demnach der Vergangenheit an.

An diesem Donnerstag überreichen die Institute ihr Gutachten der Bundesregierung. Es gilt als Basis der Konjunkturprognose der Regierung, die am 25. April veröffentlicht wird. Auf diesen Vorgaben werden dann die Steuerschätzer vom 6. bis 8. Mai in Weimar ihre Vorhersage für die Einnahmen bis 2017 berechnen.

Im Herbst hatten die Wirtschaftsforscher für 2013 noch ein Wachstum von einem Prozent vorhergesagt. Dass die Einschätzung nun niedriger ausfällt, hänge vor allem mit dem schlechten Jahresausklang 2012 zusammen. Wegen statistischer Effekte führe der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,6 Prozent im vierten Quartal 2012 dazu, dass die Startrampe und damit das jahresdurchschnittliche Wachstum im laufenden Jahr gedrückt würden. Die neue Prognose fällt dennoch deutlich positiver aus als die jüngste Vorhersage der Bundesregierung, die von einem Jahresplus um 0,4 Prozent ausgeht. An dem Gutachten sind vier Konsortien um das Münchner Ifo, das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das Essener RWI und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle beteiligt.

Wie schon zuvor der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzen auch die Institute die Konjunkturaussichten für die Euro-Zone schlechter als für Deutschland ein. Zwar werde die Wirtschaftsleistung im Währungsgebiet in der ersten Jahreshälfte aufhören zu schrumpfen. Gleichwohl sinke sie im Jahresdurchschnitt um 0,4 Prozent. Erst danach werde die Euro- Wirtschaft erstmals seit 2011 wachsen, und zwar um 0,9 Prozent. Bei ihrer Prognose unterstellen die Institute, dass die Euro-Krise nicht erneut aufflammt.

Genau vor diesem Szenario warnt der IWF. Die Gesetzgeber der Währungsunion dürften nicht nachlassen, Reformen im Bankensektor voranzutreiben. Zugleich müssten die Staaten die wirtschaftliche Erholung stützen, fordert der Währungsfonds in seinem aktuellen Bericht zur globalen Finanzstabilität, den er am Mittwoch in Washington vorlegte. Sollte der Reparatur-Eifer nachlassen, könnten alte Risiken dauerhaft zurückkehren. Es drohe dann eine „chronische“ Finanzkrise in Europa. Zuletzt habe die Krise in Zypern erneut gezeigt, wie brüchig das Vertrauen internationaler Finanzmärkte sei, schreiben die Experten. Der marode Bankensektor trieb das kleine Euro-Land an den Abgrund und sorgte weltweit für Besorgnis. Die Insel muss mit milliardenschweren Kredithilfen unterstützt werden. Das Ausmaß „unterstreicht die Dringlichkeit, die Reformen in der Euro-Zone zu vollenden“. Schwache Banken müssten dringend restrukturiert und rekapitalisiert, Kapitalanforderungen weiter verschärft werden. Der IWF erarbeitet die Analyse zweimal im Jahr.

Die europäische Krise wird die 188 IWF-Mitgliedsländer auch bei ihrer Frühjahrstagung Ende der Woche in Washington beschäftigen. Insgesamt beurteilt der IWF die globale Finanzstabilität wesentlich besser als vor einem halben Jahr. Vor allem den US-Banken bescheinigen die Ökonomen deutliche Fortschritte beim Umbau ihrer Bilanzen. HB/mit dpa

Axel Schrinner, Jan Hildebrand

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