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Ricke und Zumwinkel

© dpa

Spitzelskandal: Ricke und Zumwinkel in Bedrängnis

Der ehemalige Sicherheitschef der Telekom belastet die Ex-Manager Kai-Uwe Ricke und Klaus Zumwinckel. Sie sollen die Spitzeldienste veranlasst haben. Konzernchef René Obermann weist indes alle Schuld von sich.

Der frühere Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel geraten in der Bespitzelungsaffäre des Unternehmens immer stärker unter Druck. Sie sollen direkte Ermittlungsaufträge an den ehemaligen Telekom-Sicherheitschef Klaus Trzeschan erteilt haben, berichtet der „Spiegel“. Trzeschan habe beide Manager bei einer konzerninternen Anhörung belastet, deren Protokoll der Staatsanwaltschaft vorliege. Demnach sollen Ricke und Zumwinkel zwar die Aufträge erteilt haben, aber nicht über deren genaue Ausführung unterrichtet worden sein. Ein Telekom-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

Mit den neuen Anschuldigungen zieht sich die Schlinge um Ricke und Zumwinkel immer enger. Anfang der Woche hatte bereits der ehemalige Personalvorstand Heinz Klinkhammer, dem die Abteilung Konzernsicherheit unterstellt war, die Manager belastet. Die Staatsanwaltschaft Bonn hatte gegen Ricke und Zumwinkel sowie gegen sechs andere Verdächtige Ermittlungen eingeleitet. Um Beweise sicherzustellen, wurden mehrere Gebäude des Telekom-Konzerns durchsucht, darunter auch die Bonner Zentrale.

Es geht dabei um die Bespitzelung von Telekom-Aufsichtsräten und Journalisten im Zeitraum 2005 und 2006. Die Telekom hat bereits zugegeben, Telefonverbindungsdaten ausspioniert zu haben. Dies geschah mittelbar über die Berliner Firma Network.Deutschland. Die Daten sollten Aufschluss darüber geben, wie Interna aus dem Konzern an die Öffentlichkeit gelangen konnten. Zudem prüft die Staatsanwaltschaft, ob im Auftrag der Telekom auch Bankdaten ausgespäht und Bewegungsprofile erstellt wurden, um den Aufenthaltsort der Personen ausfindig zu machen.

Der heutige Telekom-Chef René Obermann, der damals die Mobilfunksparte T-Mobile leitete, weist jede Beteiligung an den Spitzelmaßnahmen von sich. „Ich habe keinen Anlass, etwas zu vertuschen“, sagte er dem Tagesspiegel am Sonntag.

Wie der „Spiegel“ berichtet, soll ein Teil der Kosten für die Überwachungsdienste im November 2006 von einer gemeinsamen Kostenstelle Zumwinkels und des damals frisch angetretenen Telekom-Chefs Obermann abgebucht worden sein. Freigegeben worden sei das Geld offenbar von dem damals gemeinsamen Büroleiter der beiden Manager. Obermann habe die Rechnung nach eigener Aussage aber nie gesehen.

Obermann hat eine lückenlose Aufklärung angekündigt und am Freitag den ehemaligen Richter am Bundesgerichtshof, Gerhard Schäfer, als Unabhängigen mit der Aufarbeitung des Falls beauftragt. „Er unterrichtet unmittelbar den Vorstand, arbeitet weisungsunabhängig und erhält alle erforderliche Unterstützung“, sagte Obermann dieser Zeitung. Schäfers Auftrag, „die Sache zu analysieren und ein neues Datensicherheitskonzept für das Unternehmen zu erarbeiten und uns bei der Implementierung zu unterstützen“, sei zeitlich unbefristet.

Neben den internen Ermittlungen und den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft hat sich auch die Bundesnetzagentur in den Fall eingeschaltet. In den nächsten Tagen werde die Behörde das Unternehmen auffordern, Angaben darüber zu machen, welche personellen und organisatorischen Konsequenzen es aus der Affäre ziehen wolle, kündigte eine Sprecherin an. Der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, hat nach einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ bereits mit Telekom-Chef René Obermann „über Verbesserungen im organisatorischen Bereich“ gesprochen.

Ein Telekom-Sprecher sagte am Samstag, man werde das Auskunftsersuchen der Bundesnetzagentur abwarten und dann entsprechend reagieren. Die Bundesnetzagentur kann nach dem Telekommunikationsgesetz den Unternehmen der Branche Anordnungen zum sicheren Umgang mit Daten erteilen. Die Firmen sind verpflichtet, Auskunft zu geben.

Stefan Kaiser

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