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Wirtschaft: Sport-Senderechte: Formel 1 soll im Free-TV fahren

Die Kirch-Gruppe ist wegen der Übernahme der Mehrheit bei der Formel-1-Dachgesellschaft SLEC gegen den Willen führender Rennwagenhersteller um Schadensbegrenzung bemüht. In vielen Redaktionen klingelte am Donnerstag das Telefon, weil Kirch-Manager Dieter Hahn im Ringen um die Kontrolle des Rennsportzirkus offenbar Entgegenkommen signalisieren wollte.

Die Kirch-Gruppe ist wegen der Übernahme der Mehrheit bei der Formel-1-Dachgesellschaft SLEC gegen den Willen führender Rennwagenhersteller um Schadensbegrenzung bemüht. In vielen Redaktionen klingelte am Donnerstag das Telefon, weil Kirch-Manager Dieter Hahn im Ringen um die Kontrolle des Rennsportzirkus offenbar Entgegenkommen signalisieren wollte. "Wir sind grundsätzlich für eine breitere Gesellschafterstruktur offen," sagte der hinter Konzernchef Leo Kirch führende Mann des Medienkonzerns. Nach der Ausübung einer Option für ein weiteres Viertel der SLEC zum Kaufpreis von rund zwei Milliarden Mark verfügen die Kirch-Gruppe und ihr Partner EM.TV demnächst über 75 Prozent der Formel-1-Holding. Der Rest liegt beim Rennsportpaten Bernie Ecclestone, der damit formal das Heft aus der Hand geben muss.

Wie die künftige SLEC-Struktur aussehen könnte, wollte Hahn aber nicht sagen. Er bekannte sich lediglich allgemein zur Beteiligung der Automobilhersteller. EM.TV-Chef Thomas Haffa, an dessen in Geldnöte geratenen Medienhaus sich Kirch maßgeblich beteiligen will, hat zuletzt eine Drittellösung angeregt. Demnach sollten die SLEC-Anteile zu gleichen Teilen auf EM.TV, Ecclestone und die Autokonzerne verteilt werden, was vor dem Einstieg von Kirch bei EM.TV auch Ecclestones Zustimmung gefunden hatte. Auf Nachfragen wollte die Kirch-Gruppe nicht sagen, ob sie bereit sei, die über EM.TV gehaltenen SLEC-Anteile auf unter 50 Prozent sinken zu lassen. Keinesfalls wolle man sich aber ins operative Geschäft einmischen, das Ecclestone überlassen bleibe, versicherte Hahn. Ferner plane Kirch nicht, die Formel 1 im Bezahlfernsehen verschwinden zu lassen. Vielmehr würden die Rennen auch über die bis 2003 bei RTL liegenden Rechte hinaus live im Free-TV zu sehen sein. "Wir wären verrückt, wenn wir das ändern wollten," sagte Hahn, um entsprechende Befürchtungen der Autokonzerne zu entkräften. Zugleich warnte er vor einer alternativen Rennserie, mit der zumindest Teile der Hersteller drohen.

Mercedes-Benz-Chef Jürgen Hubbert ließ am Donnerstag mitteilen, dass die Zukunft der Formel 1 "nur durch eine ausreichende Beteiligung der teilnehmenden Hersteller gewährleistet werden kann". Um die Formel 1 "als weltweit einzigartiges Motorsport-Event abzusichern und auszubauen", ist Hubbert zufolge "ein qualifiziertes und langfristig denkendes Management ebenso erforderlich wie die kostenfreie Live-übertragung". Wolfgang Reitzle, Chef der Ford Premier Automotive Group, zu der auch der Formel-1-Teilnehmer Jaguar gehört, hatte angekündigt, dass gegebenenfalls die Autohersteller von 2007 an, wenn die Verträge mit der Formel 1 auslaufen, eine alternative Rennserie starten könnten. Reitzle betonte, die Formel 1 dürfe "nicht von Medienunternehmen missbraucht werden". Bei Fiat/Ferrari äußerte sich Vorstandschef Paolo Cantarella: "Die Fernsehübertragungen der Formel 1 müssen auch weiterhin in unverschlüsselter Form im Free-TV bleiben. Und zwar in aller Welt." Dazu sei zu gewährleisten, dass die "Rechte an der Formel 1 auf keinen Fall direkt oder indirekt einer einzigen Fernsehfirma übertragen werden". Die geltenden Verträge mit der FIA liefen bis 2007 beziehungsweise 2010 und sollten in dieser Form auch fortgeführt werden. In eine ähnliches Horn stößt BMW: Wenn alles so bleibe wie gehabt, gebe es keinen Handlungsbedarf. Dann strebe BMW auch keine Beteiligung an, hieß es in München.

tmh

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