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Wirtschaft: Springer-Verlag durchkreuzt Kirchs Börsenpläne

Der Springer-Konzern rechnet nicht mehr mit einer Fusion von Kirch-Media und der Pro Sieben Sat 1 Media AG. Der Verlag hält noch 11,5 Prozent an der Fernseh-Gruppe, die im Juni dieses Jahres mit dem Kerngeschäft der Kirch-Gruppe - der Kirch-Media - verschmolzen werden sollte.

Der Springer-Konzern rechnet nicht mehr mit einer Fusion von Kirch-Media und der Pro Sieben Sat 1 Media AG. Der Verlag hält noch 11,5 Prozent an der Fernseh-Gruppe, die im Juni dieses Jahres mit dem Kerngeschäft der Kirch-Gruppe - der Kirch-Media - verschmolzen werden sollte. Wie der Tagesspiegel aus dem Verlagskonzern erfuhr, hält Springer einen späteren Termin für den Börsengang derzeit für "sehr unwahrscheinlich". Auch in der Kirch-Gruppe waren zuletzt Zweifel am Zeitplan laut geworden: So sei bereits eine Verschiebung der Transaktion um "ein bis zwei Monate" erwogen worden, hatte es im Management geheißen.

Die neue, börsennotierte Gesellschaft soll Kirch-Media AG heißen und würde der verschuldeten Kirch-Gruppe die Tür zum Kapitalmarkt öffnen. Durchkreuzt Springer nun Kirchs Börsenpläne, drohen dem Münchener Medienkonzern neue Milliarden-Risiken. Den außenstehenden Anteilseignern Kirchs ist ein Börsengang der Kirch-Media bis zum Jahr 2003 fest versprochen. Ansonsten haben sie ein Ausstiegsrecht, das Kirch zusätzliche finanzielle Verpflichtungen aufbürden würde. Kirch hält derzeit noch rund 40 Prozent der Springer-Anteile.

Der Springer-Vorstand prüft nach "Tagesspiegel"-Informationen darüber hinaus ein größeres Engagement im Fernsehgeschäft. Statt von Kirch 767 Millionen Euro in bar für 11,5 Prozent an Pro Sieben Sat 1 zu verlangen, die der Verlag bis Ende April an die Kirch-Gruppe zurückverkaufen will, würden "auch andere Szenarien diskutiert", hieß es im Konzern. Springer-Chef Mathias Döpfner könnte danach Kirch ein Geschäft vorschlagen: Kirch muss nicht zahlen, sondern gibt einen größeren Anteil an der Fernseh-Gruppe an Springer ab. "Döpfner hat schon immer bedauert, das das Fernsehen nicht zum Kerngeschäft des Verlags gehört", hieß es in seinem Umfeld. Der Axel Springer Verlag will nach dem ersten Verlust in seiner Geschichte für 2001 keine Dividende an seine Anteilseigner und damit auch nicht an Großaktionär Leo Kirch zahlen. Der Zeitungskonzern weist für 2001 einen Verlust von 191 Millionen Euro aus nach einem Gewinn von 98 Millionen Euro im Vorjahr.

Auf der Suche nach Auswegen aus ihrer Finanzkrise will die Kirch-Gruppe mit dem anglo-australischen Medienunternehmer Rupert Murdoch verhandeln. "Wir sind offen für ein Gespräch mit Murdoch", sagte ein Kirch-Sprecher in München. Murdoch hält sich nach Informationen aus Branchenkreisen zurzeit in Deutschland auf. Am Dienstag habe er in Berlin mit Banken und Medienunternehmen über die finanziellen Probleme Kirchs gesprochen. "Mit uns hat er aber keine Gespräche geführt", sagte der Sprecher.

mot, usi

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