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Wirtschaft: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Recyclingfirma Sero

BERLIN (dr/uwe).Die Bielefelder Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Berliner Recycling-Unternehmen Sero Entsorgungs AG.

BERLIN (dr/uwe).Die Bielefelder Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Berliner Recycling-Unternehmen Sero Entsorgungs AG.Vorgeworfen werden den beiden Hauptaktionären, den Gebrüdern Johannes und Dieter Löbbert, sowie den Sero-Vorständen Thomas Wagner und Ingrid Holldorf Steuerhinterziehung, Kreditbetrug sowie Verstöße gegen Paragraph 88 Börsengesetz.Letzterer droht Personen, die durch unrichtige Angaben Börsenkurse manipulieren, eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder Geldstrafen an.Alle vier Beschuldigten wurden in Untersuchungshaft genommen.Die Sero AG gehört ebenso wie die Lösch AG zur EWS Euro Waste Service AG (EWS), deren Mehrheitsaktionäre ebenfalls die Gebrüder Löbbert sind.Sero und Lösch werden am Neuen Markt notiert.

Burkhard Dannewald, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bielefeld erklärte, nach Ansicht der Staatsanwaltschaft seien durch eine unrichtige Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse der Unternehmen die Aktienkurse beeinflußt, sowie Kreditinstitute getäuscht worden.So seien 1991/92 und 1997 unter anderem "Luftrechnungen" zwischen der Lösch AG und der Sero AG im Volumen von 150 Mill.DM festgestellt worden.

Von Sero selbst war - wie von der EWS - am Montag keine Stellungnahme zu erhalten.Man verwies auf eine laufende Aufsichtsratssitzung.Michael Kiesel, Sprecher von EWS, erklärte lediglich, die Vorwürfe seien "verantwortungslos".Räumte allerdings auch ein, über die Bewertung von Anlagen könne es durchaus unterschiedliche Ansichten geben.

In der Branche habe man sich schon länger über den ungebremsten Expansionsdrang der Brüder Löbbert gewundert, berichten Insider.So hätten sich die Brüder, deren Stammgeschäft in Dülmen ein klassischer "Schrottladen" sei, in den neunziger Jahren ein Unternehmenskonglomerat mit einem Umsatzvolumen von über zwei Mrd.DM und über 3000 Mitarbeitern zugelegt, ohne daß jemals die Finanzierung klar gewesen sei.Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) habe Analysten schon beim Börsengang der Sero AG mitgeteilt, daß man die Expansion des Unternehmens skeptisch sehe."Ich habe Sero nicht gekauft", sagte Geschäftführer Hanskarl Willms gestern dem Tagesspiegel.

So hatte sich in der Branche offenbar seit einigen Jahren der Verdacht gehalten, daß das Unternehmen unseriös finanziert werde.In gekauften Unternehmen wären die Gebäude verkauft, zurückgeleast und mit der Liquidität weitere Einkaufstouren unternommen worden.Neben Sero hatten die Brüder Löbbert auch der Preussag die Nöll GmbH in Niedersachsen abgekauft.Auch die Nordhof Beteiligungs GmbH, zu der sieben weitere Firmen gehören, verleibten sich die Brüder aus dem Eigentum der Preussag-Tochter Salzgitter ein.Von der Metallgesellschaft kaufte das Unternehmen die B.U.S.Berzelius Umwelt Service AG in Duisburg.Von Krupp-Hoesch erwarben die Dülmener die Hansa Recycling GmbH, in Neubrandenburg errichteten sie die erste europäische Windelrecyclinganlage.

Jeder habe sich irgendwann einmal gefragt, wie ein Familienbetrieb das habe finanzieren können, sagt BDE-Geschäftsführer Willms.Kunden der Löbbert-Unternehmen müßten sich aber keine Sorgen machen.Der Wettbewerb auf dem Markt sei so intensiv, daß sofort andere die Aufträge übernehmen könnten.

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