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Wirtschaft: Stabiles Hoch

Das deutsche Geschäftsklima verbessert sich seit einem halben Jahr Monat für Monat – trotz Schuldenkrise.

Berlin - Europa fällt auseinander. Diesen Eindruck konnte gewinnen, wer am Freitag die völlig unterschiedlichen Stimmungslagen in Spanien einerseits und in der deutschen Wirtschaft andererseits zur Kenntnis nahm. Während skeptische Investoren die Rendite für zehnjährige spanische Anleihen nach einer Entspannung am Donnerstag wieder über die kritische Schwelle von sechs Prozent trieben, feierte das Münchener Ifo-Institut den sechsten Anstieg des Geschäftsklimaindex in Folge.

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hellte sich im April überraschend auf und ist nun so gut wie seit Juli 2011 nicht mehr. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig“, sagte Ifo- Präsident Hans-Werner Sinn zu der Umfrage des Münchner Instituts unter 7000 Firmenchefs. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg um 0,1 auf 109,9 Zähler. Ökonomen hatten einen Rückgang auf 109,5 Punkte erwartet.

Von den erneuten Schwierigkeiten der Spanier und Italiener, die Märkte von ihrer langfristigen Zahlungsfähigkeit zu überzeugen, ließen sich die Manager der exportabhängigen deutschen Industrie nicht verunsichern, obwohl mit der Euro-Zone ihr wichtigster Absatzmarkt auf eine Rezession zusteuert. „Der Treiber ist eindeutig die Industrie“, sagte Ifo- Experte Klaus Wohlrabe, der die Unternehmensbefragung leitet. Während aus der Währungsunion kaum Impulse kämen, laufe es in der weltgrößten Volkswirtschaft USA ganz gut. Auch die Binnennachfrage helfe der Industrie. „Viele Anleger investieren in Deutschland“, sagte Wohlrabe. „Deutschland wird als sicherer Hafen betrachtet.“ Trotz steigender Preise beurteilten auch die Einzelhändler sowohl ihre Geschäftslage als auch ihre Aussichten besser. „Die Verbraucher kaufen weiter ein“, sagte Wohlrabe. Die Inflation hemme den Konsum noch nicht. Im Großhandel trübte sich die Stimmung dagegen ebenso wie in der Baubranche ein, während sie bei den Dienstleistern stabil blieb.

Der Euro erhielt durch den unerwarteten Anstieg des Ifo-Index zeitweise Rückenwind. Auch der Dax legte zu. „Es zeigt sich einmal mehr, in welch guter Verfassung sich die Unternehmen in Deutschland befinden“, sagte Dekabank- Experte Andreas Scheuerle. „Deutschland hält in der Schuldenkrise die Fahne hoch“, sagt Jana Meier von HSBC Trinkaus. Viele Banken-Experten trauen der Wirtschaft ab Frühjahr wieder einen Aufschwung zu. „Die Euro-Krise hinterlässt zwar gesamtwirtschaftliche Spuren in Form einer Konjunkturdelle“, sagte Scheuerle. „Doch angesichts der Dimension dieser Krise für die Euro-Zone sind das für die deutschen Unternehmen nur leichte Blessuren.“

Die Manager schätzten die Aussichten für die kommenden sechs Monate genauso gut ein wie zuletzt. Experten hatten hier einen Rückgang vorausgesagt. Die Geschäftslage wurde etwas besser eingeschätzt. Dieser Index kletterte im Rahmen der Erwartungen. mit rtr

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