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Wirtschaft: Stammzellforschung: Die verzwickte Suche nach den Gen-Orten der Zukunft. Der Weg zu maßgeschneiderten Medikamenten ist lang

Kein Medikament wirkt bei jedem Menschen gleich. Dass Alter, Geschlecht, Gewicht, Muskelmasse, Hormonstatus und Einnahme anderer Medikamente die Wirkung einer Arznei beeinflussen, ist - auch wenn es von Ärzten und Apothekern nicht immer genügend berücksichtigt wird - schon länger bekannt.

Kein Medikament wirkt bei jedem Menschen gleich. Dass Alter, Geschlecht, Gewicht, Muskelmasse, Hormonstatus und Einnahme anderer Medikamente die Wirkung einer Arznei beeinflussen, ist - auch wenn es von Ärzten und Apothekern nicht immer genügend berücksichtigt wird - schon länger bekannt. Zunehmend rückt allerdings eine andere Grundbedingung ins Blickfeld von Medizinern und Pharmazeuten: Bis zu 85 Prozent der individuellen Reaktion auf ein Arzneimittel ist durch unsere Erbanlagen festgelegt.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Die Gene bestimmen maßgeblich, ob ein Mittel beim einzelnen Patienten wirkt, ob es Nebenwirkungen verursacht oder gar unverträglich ist, nicht zuletzt aber auch darüber, ob die Dosierung stimmt. Unser Erbgut, die DNS, bildet die Bauanleitung für die Herstellung von Eiweißmolekülen, den Proteinen. Diese Eiweiße aber bilden in den meisten Fällen die molekularen Zielstrukturen von pharmakologisch wirksamen Substanzen. Mit der fortschreitenden Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat deshalb ein Bereich der Arzneimittelforschung Auftrieb bekommen, der Erkenntnisse über individuelle genetische Unterschiede zur Entwicklung maßgeschneiderter Therapien nutzen will: Die Pharmakogenetik.

Inzwischen konzentrieren sich weltweit Forscher auf das Aufspüren von so genannten SNPs (single nucleotide polymorphisms). Das sind kleinste Veränderungen einzelner Bausteine im Erbgut, von denen es mehrere Millionen gibt. Solche genetischen Veränderungen können zum Beispiel zu rascherem Abbau eines Wirkstoffs führen: Dann muss der Arzt es bei diesem Patienten höher dosieren. Auch für die Pharmaindustrie ist das Aufspüren von SNPs interessant: Unter anderem deshalb, weil Unverträglichkeiten von Medikamenten, die bei einigen wenigen Patienten auftreten, die gesamte Zulassung gefährden können.

Adelheid Müller-Lissner

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