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Wirtschaft: Standpunkt: Otto und Nokia zeigen, wie das E-Business funktioniert

In den vergangenen Jahren wurde von der Wirtschaft die Hoffnung auf maßgeschneiderte Produkte genährt, die am PC bestellt und innerhalb kürzester Zeit nach Hause geliefert werden können. Auch die Unternehmen hofften, durch E-Business Aufträge schneller und kostengünstiger abwickeln zu können.

In den vergangenen Jahren wurde von der Wirtschaft die Hoffnung auf maßgeschneiderte Produkte genährt, die am PC bestellt und innerhalb kürzester Zeit nach Hause geliefert werden können. Auch die Unternehmen hofften, durch E-Business Aufträge schneller und kostengünstiger abwickeln zu können. Mittlerweile herrscht Ernüchterung. Nicht, weil es die Technik für die Datenübertragung und Abwicklung der Transaktionen noch nicht gäbe. Vielmehr brauchen die Unternehmen noch Zeit, um die Technik in ihre Systeme zu integrieren und ihre internen Abläufe anzupassen. Neben dem Management der Informationsflüsse ist die Einbindung der Güterströme wichtig - eine Aufgabe der Logistik.

Ein erfolgreiches Beispiel für eine Verknüpfung von Logistik und E-Business ist der finnische Handy-Hersteller Nokia. Als eines der größten Unternehmen der Branche produziert es in Texas etwa drei Millionen Mobiltelefone pro Monat. Die Unterbrechung der Materialversorgung kann dabei bis zu 1000 Dollar pro Minute je Montageband kosten. Um den Materialfluss aus Stuttgart, Shanghai oder Singapur zu gewährleisten, werden die benötigten Teile über den Flughafen Frankfurt (Main) gebündelt. Unter anderem übernimmt Lufthansa Cargo die logistischen Dienstleistungen und garantiert, innerhalb von 36 Stunden die Teile bereitgestellt zu haben.

Ähnliche unternehmensübergreifende Wertschöpfungsketten gibt es in der Autobranche, die beim Supply Chain Management führend ist. Erhebliche Verbesserungen in der Leistungsfähigkeit bei sinkenden Kosten sind dadurch zu erwarten: Die Lieferzeiten für einen neuen Wagen können von maximal zwölf auf bis zu zwei Wochen gesenkt werden. Europaweit werden die Möglichkeiten zur Kostensenkung auf fast acht Milliarden Euro geschätzt. Durch eine höhere logistische Leistungsfähigkeit der gesamten Kette werden zudem Einsparpotenziale von 13,5 Milliarden Euro erwartet.

Zusammen mit dem E-Business wurde auch die Technik des elektronischen Datenaustausches entwickelt. Der Otto-Versand ist ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von Logistik und E-Business im Online-Handel. Im Gegensatz zu vielen Neulingen in diesem Markt, die sich mit dem Angebot eines elektronischen Katalogs im Internet ein lukratives Geschäft erhoffen, kann Otto auf sein bereits ausgefeiltes Auslieferungsnetzwerk zurückgreifen.

So überzeugend diese Konzepte auch erscheinen: Das Zusammenspiel der IT-Systeme und die Umsetzung der gesammelten Daten für die Logistiksysteme erweist sich als schwierig. Deutlich wird dies unter anderem bei der Etablierung von webbasierten Marktplätzen. Allein in Deutschland wird heute auf etwa 900 unterschiedlichen Plattformen elektronischer Handel abgewickelt. Die Vorteile der elektronischen Beschaffung, etwa durch Auktionen auf Online-Marktplätzen, sind häufig nicht wie erwartet ausgefallen. Grund: Die Anbindung neuer Lieferanten an die bestehenden Logistik-Systeme ist zeitaufwändig, komplex und teuer. Zudem bremsen den Informationsfluss häufig die unzureichenden Schnittstellen zu den Softwaretools der Zulieferer. Damit reicht der Umsatz der Marktplätze nicht für das dauerhafte Überleben aller aus - übrig bleiben vermutlich nur rund 50. Die hohe Geschwindigkeit in der Computertechnik wird zudem durch die langsamen, noch unzureichend angepassten Abläufe in Beschaffung, Produktion und Distribution gebremst.

Helmut Baumgarten

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