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Statistik: Kinder sind für Frauen teuer

Je älter Männer werden, desto deutlicher überflügeln sie Frauen beim Verdienst. Schon bei Berufsanfängern unter 25 Jahren unterscheiden sich die Löhne zwar – in den folgenden Jahren driften sie dann aber immer schneller auseinander.

Berlin - Je älter Männer werden, desto deutlicher überflügeln sie Frauen beim Verdienst. Zwar unterscheiden sich die Löhne schon bei Berufsanfängern unter 25 Jahren – in den folgenden Jahren driften sie dann aber immer schneller auseinander. Nach Berechnungen, die das Statistische Bundesamt am Montag veröffentlichte, verdient eine 30-jährige Frau zehn Prozent weniger als ein gleichaltriger Mann. Zehn Jahre später unterscheiden sich ihre Löhne bereits um 24 Prozent.

„Das ist eindeutig die Familienphase“, urteilt Claudia Menne, Familienexpertin beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). „In diesem Alter werden Karrieren festgelegt.“

Mit durchschnittlich 30 Jahren bekommt eine Frau in Deutschland ihr erstes Kind. Das muss nicht das Ende ihrer Karriere bedeuten, sorgt aber oft dafür, dass das Einkommen stagniert. Nach der Geburt steigen viele Frauen jahrelang aus dem Beruf aus, während die arbeitenden Männer in der Gehaltshierarchie weiter nach oben wandern. Doch selbst wenn sie rasch wieder in den Job zurückkehren, bekommen sie oft ihren alten Job nicht zurück. „Ein Kind zu bekommen, dürfte kein Grund sein, aber es wirkt sich dennoch negativ aus“, sagt Petra Ganser von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Wie groß die Gehaltsunterschiede in den einzelnen Branchen sind, hat das Statistische Bundesamt allerdings nicht ermittelt. Deshalb bedeuten die Ergebnisse nicht, dass Frauen im gleichen Unternehmen für die gleiche Tätigkeit weniger Geld bekommen. Sie arbeiten aber häufig in schlechter bezahlten Berufen.

Noch gravierendere Unterschiede als das Statistische Bundesamt hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung im vergangenen Jahr ermittelt. Schon nach drei Berufsjahren unterscheiden sich die Löhne von Männern und Frauen demnach um rund 17 Prozent. Dies ergab eine Umfrage im Internet.

Firmen könnten viel tun, um die Unterschiede abzubauen, finden die Arbeitnehmervertreter. Etwa Frauen an den Lohnrunden beteiligen, auch wenn sie in der Babypause sind. Oder sie weiterbilden. Aber vor allem müsse sich an der Wertschätzung von Frauenarbeit etwas ändern. „Es gibt den Verdienstunterschied von Anfang an“, sagt DGB-Expertin Menne.

Seit Jahren schaffen Frauen es nicht, beim Gehalt zu den Männern aufzuschließen. Der Lohnunterschied liegt bei durchschnittlich 23 Prozent, mit den Lebensjahren steigend. Kurz vor dem Rentenalter bekommen Frauen rund 30 Prozent weniger Gehalt als ihre vergleichbaren männlichen Kollegen, pro Stunde müssen Frauen brutto auf 10,51 Euro verzichten. Damit hinkt Deutschland deutlicher hinterher als andere EU-Länder, in Italien, Polen und Malta liegt der Rückstand nur bei sieben bis neun Prozent. Viele Fachleute begründen dies damit, dass hierzulande viele Frauen nur Teilzeit arbeiten. „Frauen sind die klassischen Hinzuverdiener, während Männer die Familie ernähren“, sagt Petra Ganser von Verdi über das Rollenbild. Doch nur weil jemand weniger arbeitet, dürfe der Lohn pro Stunde nicht sinken. „Das wird in Deutschland so hingenommen“, sagt Menne, „aber eigentlich dürfte es keinen Unterschied geben.“

Welche Auswirkungen eine längere Pause im Job haben kann, ist Männern offenbar weitaus deutlicher bewusst. Die Hans-Böckler-Stiftung befragte die sogenannten Elterngeldväter, die in der Regel nach zwei Monaten Familienpause wieder an die Arbeit gehen. „Ich habe Angst um meine Karriere“, begründeten die meisten ihren Schritt.

Laura Höflinger

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