Erster Firmengartenwettbewerb Berlin: Stauden aus der Steppe für den Betriebshof
Berliner Firmen haben sich mit ihren Betriebsgärten um einen Preis beworben. Die Jury hat entschieden. Es sind starke Ideen zusammengekommen – als Motivation für andere.
Berlin ist vielerorts eine Art Steppe oder Prärie – botanisch betrachtet. In der Stadt gibt es zwar jede Menge Grün: 44 Prozent der Stadtfläche bestehen aus Gewässern, Parks und Wäldern. Berlin gilt als eine der grünsten Weltmetropolen überhaupt; die Stadt ist der Fläche nach sogar größer als New York City, hat aber nicht einmal halb so viele Einwohner. Aber in vielen Zentrumslagen, dort wo die Wirtschaft in Bürohäusern brummt, bestimmt Beton das Bild. Und dieser das Mikroklima. Wer in engen Höfen Stauden pflanzt, die im privaten Garten außerhalb des S-Bahn-Ringes prächtig gedeihen, kann in der Innenstadt schnell sein braunes Wunder erleben.
Das ist nur eine Erkenntnis der Auswertung des „Firmengartenwettbewerbs Berlin“, zu dem die großen Kammern, die Unternehmensverbände UVB, Berlin Partner und die Verbände der Landschaftsarchitekten erstmals aufgerufen haben. Am Donnerstag wurden die Sieger gekürt. Anlass der Aktion ist die Internationale Gartenschau IGA, die im kommenden Jahr in Marzahn eröffnet wird.
„Viele Lagen in Berlin sind deutlich trockener und heißer als noch vor 20 oder 25 Jahren“, erklärt Landschaftsarchitekt Philipp Sattler, der der siebenköpfigen Jury vorsaß. „Da braucht es Pflanzen, die eigentlich in der Steppe heimisch sind, wenn die auch mal eine Woche ohne Betreuung überleben sollen.“
In vielen zubetonierten Höfen oder auf Dachterrassen staue sich die Hitze, zudem würden die Fassaden und versiegelten Böden mehr Wärme abstrahlen als auf einem gemeinen Privatgarten oder Balkon. Geschäftsführer, die sich und ihren Mitarbeitern mehr Arbeitsqualität bieten wollen (und dafür eignen sich Gärten, wie die Preisträger beweisen), sind gut beraten, sich beraten zu lassen. „Mit ein paar Pflanzen aus dem Gartencenter ist es nicht getan. Da muss sich der Fotograf beeilen, soll es ein Bild davon in den Geschäftsbericht oder auf die Firmenhomepage schaffen“, sagt Jurychef Sattler.
Es versteht sich von selbst, dass der Wettbewerb auch den patenten Landschaftsarchitekten und Botanikern der Region neue Auftraggeber verschaffen soll. Zwei der Sieger holten sich zum Beispiel Beratung von dem Machern des Prinzessinnengartens am Kreuzberger Moritzplatz, wo die gemeinnützige GmbH Nomadisch Grün ab 2009 mit vielen freiwilligen Helfern eine große Brache in eine Oase verwandelt hat. Ein ähnliches Projekt gibt es in Berlin-Mitte. Aber auch der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) und die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) vermitteln Profis.
Man kann geschätzt mehr als 100 000 Euro investieren wie die VGV Verwaltung der Versorgungswerke mbH in Zehlendorf, die nach einer Komplettsanierung der Gebäude und der Freilegung des Kellergeschosses einen alten Springbrunnen sanieren ließ und Staudenbeete für die Büros im Kellergeschoss anlegen ließ. Die Jury würdigte die „insgesamt sehr schöne Anlage, die eine gelungene Verbindung von Alt und Neu sowie von Gebäuden und Außenflächen bietet“.
Es geht aber auch ein paar Nummern kleiner wie bei der Kreuzberger diffferent GmbH, einer Marketingfirma mit 90 Mitarbeitern, die vom Bürodach jetzt zwischen Petersilie und Tomaten in lauschigen Holztischeckchen auf die Oberbaumbrücke blicken können.
Gelungen gestaltet ist auch die „Mitarbeiter-Oase“ im Hof des Bürohauses der WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte, direkt an der Dircksenstraße nahe dem Alexanderplatz. Hier findet das betriebseigene Bienenvolk, das auf dem Dach seine Waben stehen hat, seine Nahrungsquellen.
Besonders originell präsentierte sich die mit nur 50 Mitarbeitern recht kleine Firma Dieringer Blechbearbeitung OHG in Lankwitz. Ihr Betriebsgebäude ist naturgemäß mit Blechfassaden verziert. Aus patentierten Schlitzen darin ranken Bohnen, auf dem Dach wachsen Salate und Äpfel. Die Jury freute sich über die Kombination aus Klimaschutz- und Begrünungsmaßnahme, sodass Energiekosten gesenkt und die Entwässerungsproblematik gelöst wurde. Die Firma hat selbst ein begrüntes Rinnensystem zur Entwässerung entwickelt, welches zugleich zum Anbau von Nutz- und Zierpflanzen genutzt wird. Die Mitarbeiter profitieren von Obst und Gemüse und nutzen das Gründach als Erholungsort. 99 Prozent des Regenwassers werden genutzt.
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