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Wirtschaft: Steuerfahnder bei Infineon

Angeblich Ungereimtheiten beim Börsengang/Streik vor dem Ende

Berlin/München - Im Streit um die Schließungspläne für das Münchner Infineon-Werk deutete sich am Freitag eine Einigung zwischen Gewerkschaften und Unternehmensführung und damit ein Ende des Streiks an. Gleichzeitig trifft das Unternehmen der Verdacht, beim Börsengang vor fünf Jahren habe es Unregelmäßigkeiten bei der Aktienzuteilung für den Vorstand – darunter Ex-Chef Ulrich Schumacher – gegeben.

Nach einem Spitzengespräch, an dem in der Nacht auch Infineon-Chef Wolfgang Ziebart sowie der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) teilgenommen hatten, wurden am Freitag „Eckpunkte“ eines Kompromisses im Rahmen der Werksschließung diskutiert. Dem Vernehmen nach will Infineon aber an der grundsätzlichen Absicht festhalten, das Werk mit 800 Beschäftigten Anfang 2007 aufzugeben. In den Verhandlungen soll es um die Frage der Abfindungshöhe für die Mitarbeiter und die Gestaltung von Auffang- und Qualifizierungsgesellschaften gehen.

„Wir rechnen damit, dass wir möglichst schnell zu einer Einigung kommen“, sagte ein Infineon-Sprecher. Das Unternehmen sei „kompromiss- und verhandlungsbereit“. Auch die Gewerkschaft zeigte sich entgegenkommend: „Wir haben entschieden, dass es sich lohnt, wieder Verhandlungen aufzunehmen“, sagte Michael Leppek von der IG Metall. Der Streik solle aber dennoch fortgesetzt werden. „Wir werden den Streik erst beenden, wenn wir die Unterschriften der Mitarbeiter dafür haben“, sagte Leppek. Die Gespräche mit der Geschäftsführung dauerten bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch an.

Für Aufregung sorgte am Freitag ein Bericht, wonach Infineon-Vorstände beim Börsengang im März 2000 mehr Aktien erhalten haben sollen, als ihnen nach internen Vereinbarungen zustanden. So soll etwa Ex-Chef Schumacher im Rahmen des so genannten „Friends-and-Family-Programms“ in den Genuss von Aktienbeständen gekommen sein, die andere Vorstände für ihn treuhänderisch gekauft hatten. Die Steuerbehörden prüfen laut „Süddeutscher Zeitung“, ob beim Verkauf der Papiere Spekulationsgewinne nicht korrekt versteuert wurden.

Der Siemens-Konzern, der seine Chipsparte an die Börse brachte, und Infineon bestätigten am Freitag, dass Steuerfahnder Durchsuchungen vorgenommen hätten. Diese hätten sich aber nicht auf die Unternehmen bezogen. Schumachers Anwälte teilten mit, es seien keine steuerlichen Ermittlungen gegen Schumacher eingeleitet worden. Die „Friends-and-Family“-Liste der beim Börsengang bevorzugten Unternehmenskreise und Geschäftsfreunde führt nach Tagesspiegel-Informationen rund 2000 Personen auf – die meisten davon soll Siemens ausgewählt haben.

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