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Wirtschaft: Steuern: Wirtschaftsforscher wollen einfacheres System

Ein neues Steuersystem mit deutlich abgesenkten Tarifen hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgeschlagen. Das so genannte Einfachsteuer-Modell soll für mehr Wirtschaftswachstum sorgen und die derzeit herrschenden umfangreichen Steuerformalitäten abschaffen, sagte Klaus Zimmermann, Präsident des DIW, am Mittwoch in Berlin.

Ein neues Steuersystem mit deutlich abgesenkten Tarifen hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgeschlagen. Das so genannte Einfachsteuer-Modell soll für mehr Wirtschaftswachstum sorgen und die derzeit herrschenden umfangreichen Steuerformalitäten abschaffen, sagte Klaus Zimmermann, Präsident des DIW, am Mittwoch in Berlin. Er bezeichnete das Modell als "Steilvorlage für die Politik". Künftig solle jeder Bürger seine Steuererklärung per Postkarte abgeben können. Unternehmer und Privatpersonen sollen nur noch einen einzigen Steuersatz von 25 Prozent zahlen. Außerdem soll ein hoher Grundfreibetrag von 20 000 Mark gelten. Bei Renten würde eine nachgelagerte Besteuerung eingeführt, Versicherungsbeiträge blieben also steuerfrei, Renten würden voll besteuert.

Das Modell hat das DIW zusammen mit dem "Heidelberger Kreis" erarbeitet, der mit renommierten Finanzwissenschaftlern besetzt ist. Es soll das derzeit gültige System ersetzen, welches demokratiefeindlich sei, weil die Bürger nicht mehr nachvollziehen könnten, warum und für was sie überhaupt Steuern zahlen müssten, befand Zimmermann. Das System habe sich schon in mehreren Ländern vor allem Osteuropas bewährt, sagte der Heidelberger Ökonom Manfred Rose, einer der Initiatoren.

Die steuerliche Bemessungsgrundlage soll durch den Wegfall sämtlicher Steuerschlupflöcher und Privilegien im Privat- und Unternehmensbereich verbreitert werden. Die Wissenschaftler hoffen, dass Betrügereien bei einem Steuersatz von nur noch 25 Prozent schlagartig aufhören. Die Mehreinnahmen sollen komplett an die Steuerzahler zurückgegeben werden. Außerdem fänden Investitionen auf diese Weise nur statt, wenn der Markt attraktive Renditen verspreche. Steuergesetze hingegen gäben keinen Ausschlag mehr.

Das Modell sei für den Staat aufkommensneutral, verursache also keine Steuerausfälle, versicherten die Professoren. Es könne bis 2015 eingeführt werden, um soziale Härten für Geringverdiener zu vermeiden. Die Unternehmensbesteuerung soll den Vorschlägen gemäß so vereinfacht werden, dass nur noch die Gewinne von Aktiengesellschaften direkt beim Unternehmen besteuert werden. Alle übrigen Einkünfte sollen der Einkommensteuer unterliegen. Damit fielen Gewerbe-, Körperschaft- und die umstrittene Dividendenbesteuerung - das so genannte Halbeinkünfteverfahren - weg. Außerdem will das System Ersparnisse, Investitionen und Konsum gleichstellen, um für die Unternehmen die Bildung von Kapital attraktiver zu machen. Der Anreiz dafür ist eine Steuerbefreiung für einen kleinen Teil der Gewinne und Zinsen. Die Idee: Damit soll der Investor für den Konsumverzicht entschädigt werden, den er beim Kauf etwa einer Maschine erlitten hat.

Schon vor dem DIW hatte der Ex-Verfassungsrichter Paul Kirchhof ein ähnliches Konzept vorlegt. Auch Kirchhof hatte für eine deutliche Absenkung der Steuersätze und im Gegenzug für die Streichung von Vergünstigungen plädiert. Die Politik hatte die Vorschläge als bedenkenswert begrüßt, bislang aber nichts weiter unternommen.

brö

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