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Karrierekiller Kind. Viele Mütter verdienen nach der Entbindung weniger.

© dpa

Steuersystem: Wenn Arbeit sich nicht lohnt

Das deutsche Steuersystem behindert die beruflichen Aufstiegschancen von Müttern. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Demnach wechseln Frauen mit Kind nur selten aus sogenannten Minijobs auf 400-Euro-Basis in besser bezahlte Tätigkeiten.

Gütersloh - Im Gegensatz zu anderen Ländern lohne sich der berufliche Aufstieg für Mütter und Alleinerziehende in Deutschland kaum, weil das zusätzliche Einkommen zum großen Teil an das Finanzamt gehe. Das deutsche Steuersystem behindere damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so das Fazit der Studie.

Bei einem 400-Euro-Job zahlt der Arbeitnehmer in der Regel keine direkten Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge. Übersteigt das Bruttoeinkommen hingegen die 400-Euro-Grenze, muss die Einkommensteuer auf die gesamten Einkünfte gezahlt werden. Bei einem Bruttoeinkommen von 500 Euro fallen bei einem Steuersatz von 25 Prozent dann 125 Euro Einkommensteuer an – unter dem Strich hätte die Frau damit also nur 375 Euro netto in der Tasche und damit weniger als bei einem Minijob.

Die gegenwärtige Minijob-Regelung werde damit zur „Geringfügigkeitsfalle“, aus der es sich zumindest aus finanziellen Gründen nicht zu entkommen lohne, monieren die Autoren der Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn entstand. Der Übergang in eine reguläre Beschäftigung werde damit „erheblich erschwert“. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern sei in Deutschland „definitiv schlechter“ gestellt, wenn sie eine Arbeit aufnehme, anstatt weiterhin arbeitslos zu bleiben.

Um den Anreiz für eine stärkere Erwerbstätigkeit von Frauen zu erhöhen, schlägt die Bertelsmann-Stiftung vor, die Freigrenze von 400 Euro durch einen Freibetrag zu ersetzen. Dies würde bedeuten, dass die 400 Euro nach wie vor als Sockelbetrag weder steuer- noch sozialabgabepflichtig sein würden. Nur die Summe, die über die 400 Euro hinausginge, würde durch Steuern und Sozialabgaben belastet, wie Eric Thode von der Bertelsmann-Stiftung erläuterte. Sollte es auf diese Weise gelingen, mehr Mütter in sozialversicherungspflichtige Jobs zu bringen, würde dies auch den Sozialkassen zugute kommen. Zudem könnte eine stärkere Erwerbstätigkeit von Müttern nach Meinung der Stiftung auch dazu führen, dass Väter ihre Arbeitszeit reduzierten und damit mehr Zeit für die Familie hätten. AFP/dapd

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