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Stiftungen: Wohlhabende stiften weiter gern

In Berlin wurden 2009 so viele Stiftungen wie noch nie gegründet. Würzburg ist Spitzenreiter bei der Stiftungsdichte.

Berlin - Auch im letzten Jahr waren wieder viele Menschen in Deutschland bereit, ihr Geld in eine Stiftung einzubringen. 2009 stieg die Zahl der Stiftungen um 914 auf 17 327, teilte der Bundesverband Deutscher Stiftungen mit. Das war der dritthöchste Anstieg seit Gründung der Bundesrepublik. „Die hohe Zahl an Neuerrichtungen überrascht“, sagte Wilhelm Krull, Vorstandschef des Verbandes und verwies dabei auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld.

Die Zahl der Stiftungsgründungen sagt zunächst nicht viel über den allgemeinen Zustand der Wirtschaft aus, sondern zunächst nur, dass immer mehr Menschen diese spezielle Rechtsform offenbar als geeignet ansehen, ihr Vermögen einem gemeinnützigen Zweck zur Verfügung zu stellen. Der Verband weist auch darauf hin, dass sich in den Generationen der Über-50-Jährigen immer mehr Menschen ohne Kinder befinden.

Im Vergleich mit den USA, wo einige Stiftungen in der Krise 30 bis 40 Prozent ihres Kapitals verloren haben, seien die Stiftungen hierzulande aber tatsächlich „krisenfest“, wie Krull sagte. Das liegt auch daran, dass das deutsche Stiftungsrecht auf die Erhaltung des Kapitalstocks abzielt, was Stiftungen hierzulande im Allgemeinen zu konservativem, also risikoarmen Anlegerverhalten zwingt. Derzeit gibt es zudem auch Bemühungen, das Stiftungsrecht innerhalb der Europäischen Union zu harmonisieren, was der Stiftungsverband im Prinzip begrüßt.

In Deutschland gibt es regional sehr große Unterschiede bei der Stiftungstätigkeit. Die Zahl der Stiftungen ist unter anderem ein Indikator dafür, wie viele wohlhabende Menschen in einer Region oder Stadt leben. So ist die Zahl der Stiftungen im Osten der Republik weiter sehr niedrig, was auch damit zusammenhängt, dass die meisten Stiftungen in der DDR aufgelöst worden sind.

In Berlin erreichte die Zahl der Stiftungsgründungen einen Rekord: 50 Stiftungen bürgerlichen Rechts entstanden hier 2009, so viele wie noch nie seit Beginn der Statistik. Auf der Städteliste mit der höchsten Stiftungsdichte stieg die Hauptstadt mit 20,1 Stiftungen je 100 000 Einwohner binnen eines Jahres von Platz 47 auf Platz 46 und liegt vor Solingen, Pforzheim und Mühlheim an der Ruhr. Würzburg ist mit 76,4 Stiftungen je 100 000 Einwohner neuer Spitzenreiter bei der Stiftungsdichte vor Frankfurt am Main und Hamburg.

In Berlin wurde im Februar vergangenen Jahres unter anderem die Berliner Dom-Stiftung gegründet: 125 Gemeindemitglieder haben 257 000 Euro zur Förderung des Denkmalschutzes und -pflege, der Kunst und Kultur gestiftet. Ein weiteres Berliner Beispiel ist die Gründung der Erich-Mendelsohn-Stiftung im vergangenen September, die das Leben des gleichnamigen jüdischen Architekten (1887 bis 1953) erforschen und sein Werk bewahren soll. Kevin P. Hoffmann

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