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Als alles begann: Popsängerin Madonna und die Unternehmer Jürgen (links) und Ralf Jopp bei der Eröffnung des ersten Hard Candy-Clubs in Berlin 2013.

© picture alliance / dpa

Strafanzeigen gegen Jürgen und Ralf Jopp: Staatsanwalt ermittelt wegen Hard Candy-Pleite

Ermittler gehen dem Verdacht auf Insolvenzverschleppung und Betrug nach. Für einige Berliner Clubs gibt es jetzt Nachmieter.

Die Pleite der Hard Candy-Fitnesskette könnte für die Betreiber, die Brüder Jürgen und Ralf Jopp, ein juristisches Nachspiel haben. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Vorstände der Jopp AG wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Betrug. „Es hat mehrere Strafanzeigen gegeben“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, dem Tagesspiegel. Dabei dürfte es auch um die Frage gehen, warum Hard Candy noch kurz vor Antrag auf Insolvenz neuen Kunden langlaufende Mitgliedschaften verkauft hat – Geld, das diese nun höchstwahrscheinlich abschreiben müssen.

"Es ist kein Geld da", sagt der Insolvenzverwalter

„Es ist nichts da“, betont Insolvenzverwalter Torsten Martini. „Nach heutigem Stand gibt es keine Quote“, dämpft der Insolvenzexperte aus der Berliner Kanzlei Leonhardt Rattunde Hoffnungen der Ex-Kunden, wenigstens einen Teil des Geldes aus der Insolvenzmasse zurück zu bekommen. Auf dem Firmenkonto sei derzeit so gut wie kein Guthaben. Eine Entschädigung käme für die Gläubiger bestenfalls dann in Frage, wenn der Insolvenzverwalter die Vorstände der Jopp AG in Haftung nehmen und Übertragungen aus der Zeit vor der Insolvenz anfechten könnte. Am 27. Oktober will Martini die Gläubiger – darunter Arbeitnehmer, Lieferanten und Kunden – auf einer Gläubigerversammlung in Berlin über den Stand der Dinge informieren.

Trainieren wie Madonna

Das ist das wenig glamouröse Ende eines glamourös gestarteten Projekts. Ralf und Jürgen Jopp wollten in Berlin eine Fitnesskette aufziehen, in der die Kunden nach den Methoden des Popstars Madonna trainieren sollten. 2013, zur Eröffnung des ersten Studios an der Zehlendorfer Truman-Plaza, war Madonna noch höchstpersönlich anwesend, anschließend hat sich der Star jedoch rar gemacht. Außer Lizenzgebühren zu kassieren, hatte Madonna mit dem Betrieb der Studios nicht zu tun.

Neun Fitnessclubs gehörten zu Spitzenzeiten zum Berliner Firmengeflecht der Jopp AG, gut ausgestattete Studios – oft mit Pool – in zentralen Lagen. Hinzu kamen vier weitere „Superwomen“-Frauenfitnessclubs, mit deutlich günstigeren Tarifen. Doch auch die Hard Candy-Mitgliedschaften wurden im Laufe der Zeit immer günstiger. Um frisches Geld aufzutreiben, gewährten die Eigentümer kräftige Rabatte – wenn die Kunden den gesamten Beitrag im voraus abbuchen ließen.

"Superwomen"-Studios sollen in einer Hand bleiben

Im Sommer platzte die Blase. Im Juni stellte Vattenfall wegen unbezahlter Stromrechnungen zahlreichen Studios den Strom ab, im Juli beantragten die Jopp-Brüder selbst ein vorläufiges Insolvenzverfahren. Hoffnungen, doch noch einen Investor für alle Clubs zu finden, zerschlugen sich. Seit dem 1. September ist das ordentliche Insolvenzverfahren über die Jopp AG eröffnet. Martini versucht, die Clubs und das Inventar zu verkaufen. Für die „Superwomen“-Studios habe er einen Betreiber gefunden, der sämtliche Clubs übernehmen will, sagte Martini dem Tagesspiegel. Für Hard Candy ist die Sache schwieriger. Hier verhandeln die Vermieter oft selbst mit Interessenten und schließen Verträge ab – am Insolvenzverwalter vorbei.

Nachmieter in Kreuzberg, Zehlendorf und für das Europa-Center

Für einige Clubs sind so bereits Nachmieter gefunden worden. Das Frauenstudio in der Bergmannstraße betreibt der Vermieter, ein Reha-Zentrum, unter dem Namen „Just move women“ seit September in eigener Regie weiter. Das Studio in der Zehlendorfer Clayallee soll Ende November, Anfang Dezember wieder eröffnet werden. Die Geschäftsführer des neuen Betreibers „Clays Sports Management GmbH“, Tillmann Sauer-Morhard und Alexander Schlag, kommen aus der Immobilienbranche und sind Projektentwickler.

In das Studio im Europa-Center soll nach Tagesspiegel-Informationen die Billigkette Superfit einziehen. Schon vor Wochen hatte der Vermieter für das einstige Hard Candy-Studio am Kurfürstendamm erklärt, dass dort kein Fitnessstudio mehr entstehen soll. Was aus den übrigen Standorten wird, ist noch unklar. Das Problem: Für die neuen Erwerber wird die Situation immer schwieriger, je länger sich der Prozess hinzieht. Große Ketten wie Fitness First, Holmes Place und Elixia bieten Ex-Hard Candy-Kunden derzeit kräftige Rabatte, wenn sie zu ihnen wechseln.

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