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Wirtschaft: Streiks belasten Autoaktien vorerst nicht

Die IG Metall weitet ihre Streiks aus. Davon sind auch die Automobilhersteller betroffen.

Die IG Metall weitet ihre Streiks aus. Davon sind auch die Automobilhersteller betroffen. Langfristige Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne - und den Aktienkurs - erwarten Analysten dadurch aber nicht. "Die Belastungen halten sich in Grenzen", sagt Frank Biller, Automobilanalyst bei der BW Bank. Produktionsausfälle aus den Tagesstreiks könnten leicht ausgeglichen werden.

Nur wenn der Arbeitskampf länger dauern würde, hätte er überhaupt messbare Auswirkungen, sagt auch Jürgen Pieper, Analyst vom Bankhaus Metzler. "Das trifft eher Mittelständler", sagt er. Auch ein Lohnabschluss bei gut vier Prozent hätte für die großen Hersteller kaum Bedeutung. Schließlich liege der Produktivitätsanstieg bei etwa fünf Prozent im Jahr. Und die Autoindustrie arbeite bei weitem nicht mehr so personalintensiv wie noch vor einigen Jahren.

Vor allem der bayerische Autobauer BMW und dessen Konkurrent aus Stuttgart, Daimler-Chrysler, stehen auf der Empfehlungsliste der Bankhäuser. BMW hat in der vergangenen Woche glänzende Zahlen für die ersten drei Monate präsentieren können. Und auch für den weiteren Jahresverlauf sind die Analysten zuversichtlich. "Die neue 7er-Reihe verkauft sich wider Erwarten sehr gut", sagt Biller von der BW Bank. Und auch der neue Mini entwickele sich zum Wachstumsträger. Deshalb vergibt die BW Bank die Empfehlung "übergewichten", trotz des bereits hohen Kursniveaus. Auch angelsächsische Intistute trauen der Aktie noch einiges zu. Die US-Investmentbank Merrill Lynch setzt das Kursziel auf 55 Euro, Lehman Brothers auf 60 Euro. Pieper vom Bankhaus Metzler rät trotz der herrschenden Euphorie zur Zurückhaltung: "BMW-Aktien sind längst kein Geheimnis mehr." Außerdem sei das Gewinnwachstum nicht so stark.

Daimler-Chrysler ist für Pieper hingegen ein eindeutiger Kauf - "wegen des ausgeprägten Turnarounds". Im Konzern erreichen die größten Verlustbringer wieder die schwarzen Zahlen. Bei der US-Tochter Chrysler scheint die Kehrtwende geschafft, ebenso bei der Nutzfahrzeugsparte. Und der japanische Autobauer Mitsubishi, an dem Daimler-Chrysler zu mehr als 37 Prozent beteiligt ist, konnte gerade ebenfalls - das erste Mal seit drei Jahren - Gewinne melden. "Momentan sind keine Lücken mehr im Daimler-Konzern zu erkennen", sagt auch BW-Bank-Analyst Biller und setzt die Daimler-Chrysler-Papiere auf "übergewichten".

Weniger Kurschancen sieht Biller beim Sportwagenherteller Porsche. Die Bewertung sei relativ hoch, "die Aktie ist aber nicht überbewertet". Eine etwaige Dollarschwäche könnte Porsche allerdings treffen. Denn dadurch würden die Wagen im Export teurer. Und gerade aus Märkten wie den USA kommt bisher die größte Nachfrage. Andererseits könnte im kommenden Jahr der neue Boxter positive Impulse geben.

Skeptisch sind die meisten Marktbeobachter auch bei Volkswagen. Der Konzern ist stark von den - weniger gewinnträchtigen - Massenmärkten abhängig. Denn die anhaltende Konjunkturschwäche und die hohe Arbeitslosigkeit drücken auf die Kauflust der Verbraucher. Und aus Deutschland erwartet der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) ebenfalls keine Wachstumsimpulse. In den ersten vier Monaten des Jahres seien sowohl der Inlandsabsatz rückläufig als auch die Exporte, meldete der VDA am Montag. Im zweiten Halbjahr könnte die Autokonjunktur aber wieder anziehen. Deshalb und da VW zurzeit günstig bewertet sei, könnte man durchaus antizyklisch handeln und die Aktie kaufen, sagt Pieper vom Bankhaus Metzler.

hop

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