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Beim Richtfest des City Cube stehen Raimund Hosch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH, und Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) vor dem Gebäude auf dem Messegelände in Berlin zusammen.

© dpa

Streit um Posten: Die Messeführung fürchtet Wirtschaftssenatorin Yzer

Das Verhältnis zwischen Cornelia Yzer und Hans-Joachim Kamp, dem Aufsichtsratschef der Messe Berlin, ist angespannt. Im Juni tagt der Aufsichtsrat - und sollte Kamp seinen Posten verlieren, könnte es noch für eine weitere Personalie eng werden.

Am 5. Mai sind sie wieder alle beisammen. Die Wirtschaftssenatorin kommt und vermutlich der Regierende Bürgermeister, dazu werden die Gastgeber, Messechef Christian Göke und sein Aufsichtsratschef Hans-Joachim Kamp, allerhand Prominenz begrüßen. Es gibt etwas zu feiern unterm Funkturm, denn gerade noch rechtzeitig ist der City Cube fertiggeworden, ein 80 Millionen Euro teures Hallengebäude, das das zu sanierende ICC ersetzt. Göke und seine Leute haben geschwitzt in den vergangenen Monaten, doch im Moment sieht es nach einer Punktlandung aus: Ab dem 11. Mai steht mit dem Bundeskongress des DGB die erste Veranstaltung im neuen Würfel an. Und Cornelia Yzer, die in ihrer Funktion als Wirtschaftssenatorin im Aufsichtsrat der Messe sitzt, wird wenig zu mäkeln haben am Führungsduo Göke/Kamp. Das war mal anders. Und das kann auch wieder anders werden.

Zum 1. Juli 2013 bestellte der Aufsichtsrat der landeseigenen Messegesellschaft den langjährigen Vize Göke zum Chef. Gegen den Widerstand der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden – Cornelia Yzer. Die Senatorin hatte keine Mehrheit im Aufsichtsrat, und als dann auch noch Kamp mit Rücktritt drohte, drehte sie bei. Das Verhältnis der beiden ist seitdem schwierig, wie sich auch Ende vergangenen Jahres zeigte.

Kamp wollte Göke, Obernitz nicht

Kamp, 1948 geboren, war viele Jahre Philips-Chef in Deutschland. Im Aufsichtsrat der Messe sitzt er seit zehn Jahren, die letzten fünf Jahre als Vorsitzender. Kampf ist auch Aufsichtsratschef der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu), die jedes Jahr im Spätsommer die Funkausstellung veranstaltet. Kamp ist bestens vernetzt und kennt sich aus mit Politik: Als die Yzer-Vorgängerin Sybille von Obernitz sich mit ihm anlegte, mobilisierte Kamp unter anderem den Bauernpräsidenten (wegen der Grünen Woche) und Funktionäre der Tourismuswirtschaft (wegen der ITB) gegen Obernitz. Sie trat zurück. Auslöser des Streits war die Besetzung der Messespitze: Kamp wollte Göke, Obernitz nicht.

Die Funkausstellung, die seit 2005 jedes Jahr stattfindet, ist das sehr gut geratene Lieblingskind von Kamp und Göke. Ende vergangenen Jahres sollte der Vertrag unterzeichnet werden über weitere fünf Jahre am Standort Berlin. Dann plötzlich gab es Irritationen über die Ausrichtung der Messe – wieder ein Dissens vor allem zwischen Kamp und Yzer. Die Unterzeichnung wurde verschoben und dann im Januar nachgeholt. Damit ist die Ifa für Berlin erstmal gesichert. Und Kamp? Der würde gerne als Aufsichtsrat verlängern, hat aber jetzt kein Druckmittel mehr.

Wenn Kamp fällt, dann fällt auch Göke

Gut vier Wochen nach der City-Cube- Eröffnung tritt am 6. Juni der Aufsichtsrat zusammen. Neben Kamp und Yzer und den Vertretern der Arbeitnehmerseite gehören unter anderem ein Staatssekretär aus der Finanzverwaltung, der Hauptgeschäftsführer der IHK und die Medienunternehmerin Catherine Mühlemann dazu. „Da kriegen wir Spaß“, vermutet ein Aufsichtsrat. „Es riecht stark nach der Endphase Obernitz.“ Kamp will verlängern, Yzer kommt womöglich mit einem neuen Kandidaten für den Aufsichtsratsvorsitz. Wenn aber Kamp fällt, so die Dominostein-Theorie, dann fällt auch Göke. Und Yzer könnte die Messeleitung nach ihren Wünschen besetzen. Dafür braucht sie die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, darunter die Betriebsratsvorsitzende der Messe und Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen.

Auf dieser sogenannten Arbeitnehmerbank weiß man die Verdienste Kamps zu schätzen, kritisiert aber auch dessen enge Verbindung mit der Unterhaltungsindustrie. Und Göke fanden die Arbeitnehmer noch nie richtig toll. Es könnte also eng werden für Kamp und Göke – wenn Yzer personelle Alternativen hat und plausible Gründe für einen Neuanfang. Der Blick auf die Zahlen gibt dazu keinen Anlass, die Geschäfte der Messe laufen ausgezeichnet. Und es gibt einen entscheidenden Unterschied zu ihrer unglücklichen Vorgängerin Obernitz: „Yzer macht nichts mit Risiko“, sagt ein Messe-Aufsichtsrat. Das deutet dann doch auf eine langweilige Sitzung am 6. Juni hin.

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