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Durchleuchtet. Die Untersuchungen der EZB dürften am Finanzplatz Frankfurt in den kommenden Monaten für Unruhe sorgen.

© dpa

Stresstest: Banken müssen zum Bilanz-TÜV

Die Europäische Zentralbank unterzieht 124 Euro-Institute dem Stresstest. 24 deutsche Häuser sind dabei - auch die Landesbank Berlin.

Für 124 Banken in der Eurozone, darunter 24 deutsche Institute, wird es ernst: Ab November müssen sie sich einer intensiven, noch nie dagewesenen Prüfung durch die Europäische Zentralbank (EZB) unterziehen. Beteiligt sind auch die nationalen Zentralbanken und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA). Die Untersuchung soll im Oktober 2014 abgeschlossen sein. Dann übernimmt die EZB die europäische Bankenaufsicht.

Die Notenbanker wollen mit der Prüfung Hinweise auf die Stabilität der Banken erhalten und verhindern, dass sie zu schwache Institute unter ihre Aufsicht nehmen. Möglicherweise müssen sich etliche Geldhäuser zusätzlich Kapital beschaffen, weil die Risiken in ihren Büchern nicht ausreichend gedeckt sind. Bei den 50 größten europäischen Banken klafft nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poors's eine gewaltige Lücke von 1,3 Billionen Euro.

„Das ist ein sehr wichtiger Schritt beim Aufbau der Europäischen Bankenaufsicht“, betonte Ignazio Angeloni, Generaldirektor der EZB für Aufsicht und Finanzstabilität am Mittwoch in Frankfurt. Auch nach Ansicht der Bundesbank und der Finanzaufsicht Bafin ist die Analyse der Banken von großer Bedeutung. „Das ist unverzichtbar für den Erfolg der künftigen europäischen Aufsicht“, sagte Bafin-Präsidentin Elke König. Die Prüfung stelle sicher, dass mit Blick auf Risiken und Lasten bei den Banken Transparenz hergestellt werde. Von den Banken würden enorme Anstrengungen verlangt, für die Aufseher sei es ein lohnender Kraftakt, ergänzte Bundesbank-Vize-Präsidentin Sabine Lautenschläger. Bei den bisherigen beiden Stresstests hatte die EBA zum Teil Institute der Eurozone als solide bewertet, bei denen sich später doch erhebliche Lücken auftaten und die dann mit Staatshilfe gestützt werden mussten.

Der neuerlichen EZB-Untersuchung müssen sich hierzulande unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Dekabank, die Apotheker- und Ärztebank, alle Landesbanken – darunter auch die Landesbank Berlin – oder die DZ Bank unterziehen. In Europa deckt der Test 85 Prozent des Bankensektors ab, in Deutschland 65 Prozent.

Die Banken müssen ein Eigenkapital von acht Prozent vorhalten, was allerdings die allermeisten schon erreicht haben. Dies ist die einzige konkrete Vorgabe der EZB. Die Prüfung selbst besteht aus drei Elementen: Zunächst werden die Risiken analysiert, die über Kredite und Anleihen in den Büchern der Bank bestehen, etwa im Blick darauf, wie wahrscheinlich die Nicht-Zahlung von Zinsen oder gar ein Kreditausfall ist. In einem zweiten Schritt schauen sich die Aufseher die Qualität der Vermögenswerte und Kreditsicherheiten an, und schließlich werden die Banken einem Stresstest unterzogen, in dem ihre Widerstandsfähigkeit gegen Verwerfungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten untersucht werden soll.

Im Oktober 2014 will die EZB für jedes der Institute einen detaillierten Bericht vorlegen, in dem auch Kapitallücken benannt werden. Die müssen dann geschlossen werden, wobei nach Angaben von Angeloni zunächst Eigentümer und private Investoren herangezogen werden sollen, danach die Staaten, in denen die Institute ihren Sitz haben und wenn das nicht reicht, die Eurozone insgesamt. Wie und wo das Geld für solche „Backstops“ genau herkommen soll, ist allerdings noch völlig unklar. Nicht beantworten wird der Stresstest auch die Frage, ob Banken künftig Staatsanleihen in ihren Büchern absichern müssen. Bislang gelten diese Papiere, also etwa griechische oder portugiesische Staatsanleihen, als risikolos und müssen im Gegensatz zu Krediten oder Unternehmensanleihen nicht mit Eigenkapital unterlegt werden.

Beobachter schließen nicht aus, dass einige Institute, vor allem aus den Euro-Krisenländern, die Prüfung nicht bestehen. Bei deutschen Instituten, so lässt Bafin- Präsidentin König verlauten, mache sie sich keine besonderen Sorgen. Die Bundesbank hatte die mögliche Kapitallücke für die sieben größten deutschen Institute Ende 2012 auf 43 Milliarden Euro geschätzt. Allerdings haben die Banken ihr Kapital seitdem weiter aufgestockt.

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