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Energieumlage: Strom wird teurer

Die Umlage für Erneuerbare Energien dürfte 2012 steigen – für Privatleute. Industriekunden werden zunehmend befreit.

Der Tag der Wahrheit ist zwar erst am kommenden Freitag. Dann werden die vier Unternehmen, die das Stromübertragungsnetz hierzulande betreiben, mitteilen, wie viel Geld die Stromkunden je Kilowattstunde im kommenden Jahr zahlen müssen, um davon den Ausbau der erneuerbaren Energien zu finanzieren. Schon jetzt sickert aber durch, dass diese sogenannte EEG-Umlage steigen wird. Strom wird 2012 also teurer – und das vor allem für Privatkunden sowie kleine und mittelständische Unternehmen. Immer mehr Industriekunden dagegen können sich von diesen Kosten der Energiewende befreien lassen.

Derzeit zahlt jeder Stromkunde – sofern er nicht zum Kreis der befreiten Unternehmen zählt – exakt 3,53 Cent je Kilowattstunde für die EEG-Umlage. Der Betrag läppert sich für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch immerhin auf fast 124 Euro im Jahr. Mit diesem Geld bezahlen die Stromnetzbetreiber die Erzeuger von Strom aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse zu einem festgelegten Tarif. Sonnenstrom wird besonders hoch vergütet, da die Fotovoltaiktechnologie noch weit davon entfernt ist, so günstig Strom zu erzeugen wie es ein Kohlekraftwerk kann. Betreiber von Windkraftanlagen dagegen erhalten einen verhältnismäßig niedrigen Einspeisevergütungssatz, da die Technik schon weitgehend ausgereift ist.

Mehrere Mitglieder der Bundesregierung haben das Ziel ausgerufen, die Höhe der EEG-Umlage nicht weiter steigen zu lassen, da sonst die Akzeptanz der erneuerbaren Energien in der Bevölkerung sinken könnte. Denn immerhin beträgt die Jahresrechnung eines Durchschnittshaushalts mit 3500 Kilowattstunden Verbrauch fast 800 Euro im Jahr (Grundversorgungstarif Berlin Basis Privatstrom von Vattenfall). Fast 16 Prozent davon gehen für die Subvention der Ökostrombranche drauf.

Der Bundesverband der Erneuerbaren Energien (BEE) geht nun davon aus, dass die Höhe der Energieumlage kommende Woche von 3,53 Cent auf dann bis zu 3,9 Cent je Kilowattstunde festgelegt werden könnte. Das würde für den beschriebenen Haushalt immerhin einen Aufschlag von rund 13 Euro im Jahr bedeuten. Ungünstigste Szenarien, die der BEE am Donnerstag ebenfalls in Berlin präsentierte, gehen sogar von einem Anstieg auf 4,6 Cent aus. Der Lobbyverband der Erneuerbaren fürchtet natürlich, dass dann alle auf die Ökostromerzeuger zeigen und als Kostentreiber brandmarken.

Somit geht der Verband in die Offensive und sagt: Eigentlich müsste die Umlage sogar von 3,53 auf rund 3,3 Cent fallen – und das obwohl weiter sehr viele Solardächer installiert werden.

BEE-Chef Björn Klusmann begründet den erwarteten Anstieg unter anderem damit, dass die Umlage bei immer weniger Stromkunden eingetrieben wird. Erhebliche Teile der Industrie würden sich aus dem System verabschieden – völlig legal. Im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) galt nämlich eine Ausnahmeregelung für die besonders energieintensiven Industrien, Aluhütten und Zementwerke zum Beispiel. Für 650 Unternehmen mit mehr als 100 Gigawattstunden Verbrauch ist die Umlage gedeckelt. Sie zahlen als „privilegierte Letztverbraucher“ lediglich 0,05 Cent in die Umlagekasse.

Um in diesen Kreis der Stromkostensparer zu kommen, muss ein Unternehmen künftig nur noch einen Jahresverbrauch von zehn Gigawattstunden im Jahr nachweisen. „Wir sehen ein, dass die ganz großen Stromverbraucher entlastet werden müssen, aber die EEG-Kosten müssen von möglichst breiten Schultern getragen werden“, sagte Klusmann. Außerdem sieht er Mängel in der Methodik, mit der die Netzbetreiber den EEG-Satz festlegen. Die werden ihre Berechnungen kommende Woche ausführlich begründen.

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