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Stromausfall: Netzagentur überprüft Ursachen

Nach dem großflächigen Stromausfall vom Wochenende hat die Bundesnetzagentur eine eingehende Prüfung eingeleitet. Anscheinend hat der Eon-Konzern eine Leitung über die Ems deutlich früher abgeschaltet als geplant.

Bonn/Berlin - Die Behörde forderte nach eigenen Angaben bereits am Montag einen detaillierten Bericht von Betreibern, in deren Netz ein Stromausfall zu verzeichnen war. "Wie beim Stromausfall im Münsterland Ende 2005 werden wir auch diese Versorgungsstörung sorgfältig analysieren und entsprechende Schlussfolgerungen vornehmen", kündigte Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur an. Derweil könnte der europaweite Stromausfall vom Samstagabend einem Zeitungsbericht zufolge auf ein zu frühes Abschalten der Stromleitung über die Ems zurückzuführen sein.

Kurth betonte, die Netzagentur werde nach Prüfung der Ursachen und Auswirkungen der Störung entscheiden, welche konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit erforderlich seien. "Eine vorschnelle Bewertung des Ereignisses würde der Komplexität des Sachverhaltes nicht gerecht werden." Kurth fügte hinzu, die Netzbetreiber hätten "die Pflicht, ihre Stromnetze bedarfsgerecht auszubauen, auch für den zukünftigen Bedarf". Auf keinen Fall dürfe es zur Interessenkollision zwischen dem Netzbetrieb und dem Anschluss neuer Kraftwerke kommen. "Die aktuelle Versorgungsunterbrechung halte ich für einen ernsten Vorgang", erklärte Kurth. "Nach Abschluss unserer Prüfungen werden wir die Öffentlichkeit unverzüglich über das Ergebnis informieren."

Eon schaltete früher ab als geplant

Wie die "Berliner Zeitung" berichtete, soll der Eon-Konzern die am Samstagabend um 21:38 Uhr vorgenommene Abschaltung der Höchstspannungsleitung über die Ems ursprünglich für einen deutlich späteren Zeitpunkt in der Nacht zu Sonntag geplant haben. Vorteil der späteren Variante wäre demnach gewesen, dass die Stromnachfrage am frühen Sonntagmorgen europaweit deutlich niedriger gewesen wäre. Außerdem wäre dann wohl auch nicht mehr so viel Windenergie in das Höchstspannungsnetz eingespeist worden wie am windstromstarken früheren Abend.

Ein Eon-Sprecher bestätigte dem Blatt demnach, dass die Abschaltung auf Bitten der Meyer-Werft vorgezogen worden sei, weil die ihr Kreuzfahrt-Schiff "Norwegian Pearl" unbedingt früher auf die Reise habe schicken wollten. Eon hatte eingeräumt, dass unter anderem das Abschalten der Höchstspannungsleitung über die Ems für den Stromausfall verantwortlich war. Diese war wegen der Durchfahrt der "Norwegian Pearl" vorgenommen worden. (tso/AFP)

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