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Wirtschaft: Stromwettbewerb kostet Viag 400 Millionen Mark

Die Auflagen der EU-Kartellbehörden für den Zusammenschluss mit Veba werden für die kommende Woche erwartettmh Die Düsseldorfer Veba AG und die Münchner Viag AG lassen sich von der geplatzten Frankfurter Bankenehe nicht beeindrucken. "Unsere Fusion läuft ganz planmäßig und ausgezeichnet wie im Bilderbuch", sagte Viag-Chef Wilhelm Simson zur Bilanzvorlage.

Die Auflagen der EU-Kartellbehörden für den Zusammenschluss mit Veba werden für die kommende Woche erwartettmh

Die Düsseldorfer Veba AG und die Münchner Viag AG lassen sich von der geplatzten Frankfurter Bankenehe nicht beeindrucken. "Unsere Fusion läuft ganz planmäßig und ausgezeichnet wie im Bilderbuch", sagte Viag-Chef Wilhelm Simson zur Bilanzvorlage. Bis Sommer 2000 würden sich beide Mischkonzerne unter dem neuen Holdingnamen Eon AG, Düsseldorf, zusammenschließen. Auch der noch strittige Geschäftsbereich Chemie biete keine Gefahr für die geplante Fusion unter Gleichen. Für diese Sparte, die neben dem Kerngeschäft mit Energie die zweite Säule der künftigen Eon AG sein soll, werde Ende April, Anfang Mai ein Konzept vorgelegt, versprach Simson. Darüber hinaus seien alle kritischen Personalfragen geklärt und eine Einigung über Portfolio sowie künftige Strategie erzielt. Entscheidend für den sich abzeichnenden Erfolg seien der persönliche Umgang und die Kompromissfähigkeit beider Partner.

Auch die Kartellbehörden könnten das Zusammengehen nicht verhindern. Für kommende Woche erwartet Simson eine Zustellung von Fusionsauflagen durch die Brüsseler EU-Kommission. Diese dürften einen Abbau von Strombeteiligungen bei Veag, Bewag, VEW und HEW betreffen. Zeitrahmen und Umfang seien offen. "Dass wir was abgeben müssen, wissen wir", sagte Simson lediglich. Grundsätzlich glaubt er aber an eine Zustimmung der EU-Kommission zur Fusion in deren Sitzung am siebten Juni 2000.

Spekulationen über eine unmittelbar bevorstehende Übernahme eines europäischen Energiekonzerns trat der Viag-Chef entgegen. Erste Priorität habe die Fusion von Veba und Viag. Erst danach könne man zu einem "europäischen Mitspieler" aufsteigen. Die Finanzmittel dazu wären vorhanden. Binnen zwei Jahren könnten allein die geplanten Verkäufe von nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Unternehmensteilen 20 bis 30 Milliarden Mark erlösen, schätzte Viag-Finanzchef Erhard Schipporeit. Einen Anfang dürfte bis Ende Mai die Gerresheimer Glas AG in Düsseldorf machen. Noch vor Ende 2000 solle ihr die Duisburger Klöckner & Co AG folgen. 2001 werde sich Eon dann von der Ratinger Schmalbach-Lubeca AG und der Bonner VAW Aluminium AG trennen, wobei bei VAW auch ein Börsengang möglich sei.

Weitere Gelder könnte ein Börsengang der noch im Aufbau stehenden Sparte Telekommunikation um die heutige Viag Interkom GmbH bringen. Den Wert der Telekom-Aktivitäten bezifferte Schipporeit auf heute mindestens 15 Milliarden Mark. Demnächst will die Viag für ihre gesamten Telekom-Geschäfte eine neue Holding gründen und daran auch ihren bislang auf die Aktivitäten in Deutschland begrenzten Partner British Telecom zur Hälfte beteiligen. Wegen der damit verbundenen Einbeziehung der Telefongeschäfte in der Schweiz und Österreich werde eine Ausgleichszahlung fällig, sagte Simson. Für eine finanzielle Belastung wird die Bewerbung um Lizenzen für den neuen Mobilfunkstandard UMTS sorgen. Das könne sogar das bislang für 2001 geplante Erreichen der Gewinnschwelle im Telefongeschäft nach hinten verschieben, sagte Viag-Vorstand Maximilian Ardelt. Die Zahl der Mobilfunkkunden soll bis Ende 2000 auf mindestens fünf Millionen verdoppelt werden. Für 2000 erwartet die Viag bei anhaltendem Preisdruck im Stromgeschäft insgesamt ein operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau. 1999 sank der Konzernjahresüberschuss um 17 Prozent auf 1,2 Milliarden Mark. Die Umsätze gingen vor allem wegen dem Verkauf von Geschäftsteilen um über ein Fünftel auf 38 Milliarden Mark zurück.

tmh

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