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Das niedrige Zinsniveau gefährdet die Altersvorsorge der Deutschen

© dpa

Studie: Die Zinsflaute bedroht die Altersvorsorge

Jeder Haushalt verliert in den kommenden fünf Jahren 5600 Euro brutto, wenn die Zinsen so niedrig bleiben, das geht aus einer am Donnerstag vorgestellten Studie hervor. Das hat einschneidende Folgen für die Altersvorsorge.

Sollten die Zinsen weiter niedrig bleiben und deutsche Sparer allein auf Sparbuch, Tagesgeld oder ähnliche Sparanlagen setzen, drohen ihnen in den nächsten fünf Jahren drastische Einbußen: Bei einem um zwei Prozentpunkte niedrigeren Zinsniveau könne es zu Brutto-Verlusten von mehr als 200 Milliarden Euro kommen, netto nach Vorteilen durch niedrigere Kreditzinsen wären es immer noch 60 Milliarden Euro.

Pro Haushalt drohen so Einbußen von mehr als 5.600 Euro brutto und knapp 1.600 Euro netto, heißt es in einer am Donnerstag vorgelegten Studie der Frankfurter Goethe-Universität im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment. Für die Altersvorsorge bedeute dies zwingend höhere Sparquoten und ein verändertes Anlageverhalten. „Vollkasko bei der Geldanlage ist in diesem Umfeld keine Option mehr. Bei Anlegern muss ein Umdenken einsetzen“, sagt Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke und fordert Sparer auf, sich für risikoreichere Anlagen zu öffnen.

Sparer werden doppelt getroffen

Nach Überzeugung von Uwe Walz, Volkswirtschafts-Professor an der Goethe-Universität, bleiben die niedrigen Zinsen noch für drei bis fünf Jahre bestehen und würden real, also nach Abzug der Inflationsrate, zwischen null und zwei Prozent verharren. Dies treffe die Sparer gleich doppelt über ausbleibende Zinsen und geringere Renditen etwa bei der Altersvorsorge. Und dies um so deutlicher, weil die Bundesbürger in den vergangenen Jahren verstärkt bei der Vorsorge auf Bargeld, Spareinlagen und Lebensversicherungen gesetzt hätten.

Der Studie zufolge könnten sich die Bruttoeinbußen bei einem um zwei Prozentpunkte niedrigeren Zins in den nächsten fünf Jahren auf insgesamt 224 Milliarden Euro summieren. Selbst wenn man die Vorteile durch ebenfalls niedrigere Kreditzinsen berücksichtige seien es immer noch knapp 60 Milliarden Euro. „Pro Haushalt entspräche dies einem Bruttovermögensverlust von 5.605 Euro, netto von 1.586 Euro“, rechnet Walz vor.

Privatanleger reagieren bisher kaum

Seinen Berechnungen zufolge müsste ein 30-Jähriger bei einem Realzins von zwei Prozent rund 15 Prozent seines Nettoeinkommens für die Altersvorsorge abzweigen, bei einem Zins von Null müsste er mit dem Sparen schon rund zehn Jahre früher anfangen zu sparen, um auf das identische Niveau zukommen.

Allerdings reagieren Privatanleger bislang kaum auf die nun schon mehrere Jahre herrschenden Niedrigzinsen. „Sie erhöhen ihre Sparquote nicht, stattdessen bleiben niedrigverzinsliche Anlagen, Immobilien und Konsum im Fokus“ kritisiert Reinke. „Die Folge ist Verzicht im Alter, weil deutlich weniger Vermögen zur Verfügung steht.“ Auch Walz fordert Privatanleger auf, langfristig in risikoreichere Anlagen zu investieren und diese möglichst breit zu streuen. 2014 war die Zahl der Aktionäre in Deutschland freilich trotz der guten Börsenentwicklung um eine halbe Million auf nur noch 8,4 Millionen gesunken.

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