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Studie: Griechen sind die Europameister im Bestechen

Der Atlas der Korruption wirft kein gutes Licht auf Europa. Als zweifelhaften Spitzenreiter hat Transparency International Griechenland ermittelt. Doch auch die Deutschen kommen nicht gut weg.

In keinem Mitgliedsland der Europäischen Union sind Politiker und Beamte so korrupt wie in Griechenland. Zu diesem Ergebnis kommt der am Mittwoch veröffentlichte Korruptionswahrnehmungsindex der Organisation Transparency International.

Auf der Skala von null (sehr hohe Korruptionsrate) bis 100 (kaum Korruption) kommt das krisengebeutelte Griechenland auf 36 Punkte und belegt damit Platz 94 von insgesamt 176 Ländern. Im Vergleich zum Vorjahr ist Griechenland damit um 14 Plätze abgerutscht. Als einziger EU-Staat landet es in der hinteren Hälfte der Korruptions-Rangliste, gleichauf mit Kolumbien und deutlich hinter Burkina Faso und Ruanda. „Das Beispiel Griechenland belegt: Wirtschaftliche und politische Instabilität sind der Nährboden für die Verbreitung von Korruption“, sagte die Vorsitzende von Transparency Deutschland, Edda Müller, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Die Organisation fordere „seit Monaten“, die Reformen in Griechenland stärker für die Bekämpfung von Bestechlichkeit zu nutzen.

Ähnlich ist die Entwicklung dem Index zufolge auch in anderen südeuropäischen Ländern, die die Finanzkrise besonders hart trifft. Das hoch verschuldete Italien gilt ebenfalls als korrupt und rutscht im Vergleich zum Vorjahr um drei Ränge auf Platz 72 ab. Portugal fällt um einen Platz auf Rang 33.

Die meisten anderen EU-Länder aber schneiden gut ab. Mit Dänemark und Finnland belegen gleich zwei von ihnen zusammen mit Neuseeland den Spitzenplatz. Diese Staaten werden als am wenigsten korrupt eingeschätzt.

Auch hierzulande sind Beamte und Politiker dem Ranking zufolge wenig bestechlich. Mit 79 Punkten kommt Deutschland auf Platz 13 und klettert damit um einen Rang. Für Transparency International ist das Ergebnis dennoch nicht zufriedenstellend. „Schaut man sich vergleichbare Länder an, dann ist die Wahrnehmung Deutschlands nicht besonders gut“, kritisierte die Vorsitzende Müller. Den Bundestagsabgeordneten warf sie vor, wichtige Gesetzesvorhaben zur Korruptionsbekämpfung nicht voranzutreiben. So verwies die Vorsitzende auf die Konvention der Vereinten Nationen gegen Korruption. Die Bundesregierung hatte sie vor neun Jahren unterzeichnet, bis heute aber ist sie nicht vom Bundestag ratifiziert. Das Papier verpflichtet die Unterzeichner zur engen Zusammenarbeit, um gegen Korruption in Behörden und Politik vorzugehen. Weiter bemängelte Müller, dass der Bundestag die angekündigten Reformen zur Veröffentlichung von Nebeneinkünften auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben hat. „Das ist eine Unverfrorenheit, die nicht zu verstehen ist.“

Ungleich problematischer als in Europa sind die Zustände in Somalia, Nordkorea und Afghanistan. Mit nur acht von 100 Punkten stehen die Staaten am Ende des Rankings. Damit gelten sie als die korruptesten Staaten der Welt.

Die Transparency-Rangliste basiert auf Experteneinschätzungen aus insgesamt 13 verschiedenen Studien, darunter sind auch zwei deutsche Untersuchungen. Sie gilt als angesehenstes Messinstrument für Bestechlichkeit und Vetternwirtschaft bei Politikern und Mitarbeitern von öffentlichen Einrichtungen und wird einmal jährlich veröffentlicht.

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