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Studie: Klimaschutz lohnt – aber nur weltweit

Ambitionierter Klimaschutz ist für die EU und besonders für Deutschland ökonomisch von Vorteil – aber nur dann, wenn es weltweit verbindliche Ziele gibt. Anderenfalls gehört Deutschland zu den Verlierern.

Berlin - Ambitionierter Klimaschutz ist für die EU und besonders für Deutschland ökonomisch von Vorteil – aber nur dann, wenn es weltweit verbindliche Ziele gibt. Anderenfalls gehört Deutschland zu den Verlierern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Prognos- Institut mit dem Beratungsunternehmen GWS für den RWE-Konzern erstellt hat. Die Studie stellt damit die gerade in der Politik verbreitete These infrage, Klimaschutz lohne sich selbst dann, wenn er im Alleingang betrieben werde.

Mit Blick auf den Klimagipfel in Kopenhagen heißt das: Wenn sich die EU zu einem Reduktionsziel von 30 Prozent verpflichtet und sich Deutschland gleichzeitig zur 40-Prozent-Marke bekennt, müssen alle anderen Industriestaaten mitziehen. Zudem müssen Schwellenländer wie China mitmachen. Ob sich dieses Ziel in der dänischen Hauptstadt bis zum Ende dieser Woche verwirklichen lässt, ist fraglich.

So sind etwa die Amerikaner weit davon entfernt, sich Ziele zu setzen, die mit denen der Europäer vergleichbar wären. Bislang gehen die USA mit dem Angebot ins Rennen, ihre Kohlendioxidemissionen bis 2020 um 17 Prozent zu reduzieren. Als Basisjahr setzen sie dabei 2005 an, während die Europäer von 1990 ausgehen. Bezogen auf 1990 entspricht die 17-Prozent-Ankündigung Washingtons nur noch einem Wert von weniger als vier Prozent. Auch die Chinesen halten sich zurück. Für sie kommen ohnehin keine Reduktionen in absoluten Zahlen infrage. Sie wollen nur den Anstieg der Emissionen senken.

Zurück zum Idealszenario: Wenn ambitionierter Klimaschutz international festgeschrieben würde und ein für alle Industrieländer einheitliches Emissionshandelssystem mit gleichen CO2-Preisen eingeführt würde, würden der Studie zufolge innerhalb der EU insbesondere Deutschland und Polen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern können.

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Zehntausende zusätzlicher Jobs in Deutschland entstünden. Zugleich würden die CO2-Emissionen der Strom- und Fernwärmeerzeugung bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 48 Prozent zurückgehen. Die Autoren unterstellen dabei, dass die deutschen Kernkraftwerke 20 Jahre länger laufen, als bislang geplant.

Ganz anders sieht die Sache aus, wenn die EU sich einseitig zu ambitioniertem Klimaschutz mit einem 30-Prozent-Ziel verpflichtete, andere Industriestaaten aber nicht mitmachten und auch die Schwellenländer sich nicht bemühten. Der Studie zufolge wäre Deutschland dann innerhalb der EU eines der Länder, die überproportional leiden würden. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde gegenüber einem Szenario mit einem europäischen 20-Prozent-Ziel im Jahr 2020 um gut 17 Milliarden Euro niedriger ausfallen. „Wesentlich getrieben wird dies durch den Rückgang der Exporte“, heißt es in der Studie.

Profitieren würden von dieser Konstellation dagegen die Schwellenländer, allen voran China. Eine Verlagerung von Produktion und damit auch von Emissionen in diese Länder wäre die Konsequenz. Das wiederum bekäme insbesondere Deutschland zu spüren, da es hierzulande im Vergleich zu den anderen EU-Staaten einen starken Industriesektor gibt. Gerade die Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Unternehmen würde leiden, Produktion würde abwandern in Länder mit laxeren Vorschriften – mit erschreckenden Folgen für das BIP. Klaus Stratmann (HB)

Klaus Stratmann (HB)

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