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Wirtschaft: Stürzte Dresdner-Chef Sarrazin über seine Kritiker?

Sein Nachfolger gilt als Mann, der die Dinge anpacktVON ROLF OBERTREIS FRANKFURT (MAIN).Viele Banker traf die Nachricht von der Wahl eines neuen Vorstandssprechers wie ein Schlag.

Sein Nachfolger gilt als Mann, der die Dinge anpacktVON ROLF OBERTREIS

FRANKFURT (MAIN).Viele Banker traf die Nachricht von der Wahl eines neuen Vorstandssprechers wie ein Schlag.Überraschend hatte der Vorstand der Dresdner Bank am Dienstag abend Vorstandsmitglied Bernhard Walter zum künftigen Vorstandssprecher gewählt.Er soll den 61jährigen Jürgen Sarrazin, den derzeit amtierenden ersten Mann der zweitgrößten deutschen Geschäftsbank, nach der Hauptversammlung im Mai 1998 ablösen.Auch wenn die Bank den Eindruck eines normalen Wechsels vermitteln will, steckt hinter der Entscheidung einige Brisanz. Aus Bankenkreisen verlautet, dieser Schritt sei Ergebnis heftiger interner Kritik aus dem Aufsichtsrat und aus dem Gesamtbetriebsrat an Sarrazin, die sich schon seit Monaten angestaut habe.Sarrazin wird vorgeworfen, er habe kein klares Konzept, komme mit der Direktbank nicht voran und habe keine Strategie mit Blick auf die Fusionswelle im Bankenbereich vorgelegt.Auch die immer noch nicht bewältigte Einbindung des Londoner Investmenthauses Kleinwort Benson wird Sarrazin angelastet. Andere Beobachter vermuten, daß die Allianz, die 10 Prozent an der zweitgrößten deutschen Geschäftsbank hält, und der 67jährige Aufsichtsratschef Röller die Finger im Spiel haben.Röller war von 1985 bis 1993 Vorstandssprecher der Dresdner Bank.Er selbst hatte Sarrazin auf den Chefsessel gehoben.Röller gilt als ehrgeizig und umtriebig.Möglicherweise haben Röller und Allianz-Chef Schulte-Noelle auch eingegriffen, um eine weitere Fusion im Bankenbereich, etwa zwischen der neuen Großbank in München und der Dresdner Bank auf den Weg zu bringen. Bernhard Walter ist zwar in Frankfurter Bankenkreisen seit Jahren eine bekannte Größe und gilt als Mann, "der die Dinge anpackt." Für die breite Öffentlichkeit allerdings ist er ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.Seit Mitte 1987 sitzt der 55jährige, in Markgröningen bei Stuttgart geborene Manager im Vorstand der Dresdner Bank.Dort ist er zuständig für das weltweite Geschäft mit Firmen und Institutionen und für die Niederlassungsbereiche Dresden, Frankfurt (Main), Leipzig und Wiesbaden.Einen besonderen Namen hat sich der gebürtige Schwabe in Bankenkreisen mit seiner Zuständigkeit und seinem Engagement für das Geschäft in Osteuropa gemacht.Walter hat das Bankgeschäft von der Pike auf bei der Dresdner Bank gelernt.Er arbeitet seit rund 35 Jahren für das Geldhaus.Als einer der wenigen Top-Banker hat Walter nie im Ausland gearbeitet.

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