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Wirtschaft: Swissair: Crossair muss Flieger leasen

Eine Woche nachdem Swissair-Chef Mario Corti die Pleite seines Unternehmens einräumen musste, stehen erste verbindliche Einzelheiten für die Abwicklung des Swissair-Flugbetriebes fest. Zum Winterflugplan, der am 28.

Eine Woche nachdem Swissair-Chef Mario Corti die Pleite seines Unternehmens einräumen musste, stehen erste verbindliche Einzelheiten für die Abwicklung des Swissair-Flugbetriebes fest. Zum Winterflugplan, der am 28. Oktober in Kraft tritt, wird die Swissair-Tochter Crossair 52 der 76 Swissair-Flugzeuge übernehmen. Damit verdoppelt sich die Crossair-Flotte zwar fast auf 129 Maschinen. Im Vergleich zum bisherigen Angebot von Swissair und Crossair verringert sich die Gesamtkapazität jedoch um rund ein Drittel. André Dosé, 44 Jahre, Pilot und seit Jahresanfang Crossair-Chef, will so die operativen Kosten um über ein Drittel senken.

Was mit dem Rest der Swissair-Flotte passiert, ist ungewiss. Verkaufen kann Swissair die Flugzeuge selber nicht. Schon heute gehört dem Unternehmen keine einzige der 76 Maschinen. Die gesamte Swissair-Flotte wurde an die Konzerngesellschaft Flightlease verkauft und zurückgeleast. Auch Crossair wird die Flugzeuge also von Flightlease leasen müssen. Allerdings zu günstigeren Konditionen als bisher. Der Marktwert der Maschinen ist seit dem 11. September drastisch gesunken. Bislang zahlte Swissair für einen Langstreckenflieger rund eine Million Dollar im Monat, Kurzstreckenflieger bekamen die Zürcher schon für 300 000 bis 400 000 Dollar. Allein: auch Flightlease gehören keine Maschinen mehr. Mittlerweile sind alle Flugzeuge Eigentum der Banken. Fraglich bleibt außerdem, wie man überhaupt mit Flightlease ins Geschäft kommen kann. Denn das Unternehmen zählt als Vermögensbestandteil von Swissair zur Konkursmasse. Ob Flightlease überhaupt Flugzeuge anderweitig verleasen kann oder nicht doch Maschinen verkaufen muss, ist von den Nachlassverwaltern noch zu klären. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Schweizer im Rahmen der Abwicklung versuchen werden, einen Teil der Maschinen zu verkaufen. Die Chancen, einen guten Preis zu erzielen, sind aber gering. Weil der Airline-Markt unter Druck geraten ist, das Angebot gebrauchter Flugzeuge deutlich wächst, wird der Wiederverkaufswert auf derzeit 40 und 50 Prozent des üblichen Marktwertes geschätzt. Der Ausverkauf von Flightlease scheint damit programmiert.

Zum Flugplanwechsel Ende Oktober übernimmt Crossair auch ein Großteil der 1250 Swissair-Piloten. 350 Piloten, sagte Crossair-Sprecher Manfred Winkler am Montag, würden aber nicht benötigt. Und auch für alle Crew-Mitglieder der Swissair habe man nicht die entsprechende Verwendung. Von den zurzeit bei Swissair beschäftigten 7299 Mitarbeitern werden 2560, darunter 1750 in der Schweiz, ihren Job verlieren. Hauptsitz der neuen Gesellschaft werde Zürich und Basel, sagte Winkler. Alles weitere sei aber noch unklar. So ist auch offen, wie das Streckennetz aussehen und an welchen Maßstäben sich die Bezahlung der neuen Mitarbeiter orientieren soll. Auch der Name steht noch nicht fest. "Ob New Swissair oder New Crossair," sagt Winkler, alles sei möglich. Details des Umstrukturierungskonzeptes werden zurzeit von einem Arbeitsstab unter Federführung des Swissair-Managements und den Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse erarbeitet. Nachdem am vergangenen Montag fest stand, dass sich die Situation von Swissair nach den Terroranschlägen dramatisch verschlechtert hat und die Gehälter für Oktober nicht mehr garantiert werden konnten, musste Swissair die 70 prozentige Kapitalbeteiligung an der Basler Tochtergesellschaft Crossair an die beiden Banken notgedrungen verkaufen - für nicht mal 300 Millionen Franken.

Die Integration des Swissair-Flugbetriebs in das Crossair-Programm lag nahe. Seit Jahren ist die Zusammenarbeit erprobt. "Bisher haben wir 20 Prozent unserer Flüge im Auftrag von Swissair abgewickelt," sagt Crossair-Sprecher Winkler. Und um den aktuellen Swissair-Flugplan wenigstens einigermaßen zu erfüllen, springt Crossair seit vergangener Woche verstärkt ein. Am Montag übernahm Crossair für Swissair 70 Flüge. Insgesamt wollte Swissair 180 Flüge durchführe; darunter 47 Langstreckenflüge. Im normalen Flugplan sind 458 Verbindungen vorgesehen. Mindestens 55 Prozent des Flugplans soll bis Ende Oktober aufrechterhalten werden. Crossair, aus dem 1975 eingerichteten Lufttaxi-Betrieb von Ex-Swissair-Kapitän Moritz Suter hervorgegangen, gilt heute als eine der führenden Regionalfluggesellschaften. Das Unternehmen beschäftigt 3500 Mitarbeiter und erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken.

mo

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