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Wirtschaft: Tabakwerte: Gute Gewinne und Ausschüttungen - Analysten macht die hohe Klagesumme gegen die Konzerne keine Angst

Die Aussichten auf eine baldige Kurserholung der Tabakwerte sind so gut wie seit Jahren nicht mehr. So jedenfalls sehen es etliche Analysten an der Wall Street.

Die Aussichten auf eine baldige Kurserholung der Tabakwerte sind so gut wie seit Jahren nicht mehr. So jedenfalls sehen es etliche Analysten an der Wall Street. Angesichts der Sammelklage krebskranker Raucher gegen fünf der größten Tabak-Konzerne in Miami mag diese Einschätzung absurd erscheinen: Der Anwalt Stanley Rosenblatt hat gegen die Fünf eine Geldbuße in Höhe von 196 Milliarden Dollar beantragt.

Die von Rosenblatt geforderte Summe ist so hochgegriffen wie sie unrealistisch ist. 31 Millionen Dollar ist der höchste Betrag, den ein Gericht jemals privaten Klägern zugesprochen hat. Kassiert haben sie allerdings noch keinen Cent. In Miami hatten Anwälte der Tabakindustrie zuvor erklärt, dass bei einer so hohen Strafzahlung die Konzerne vor dem Bankrott stünden. Rosenblatts Antrag dürfte deshalb in der Berufung wenig Chancen haben. Denn das Gesetz in Florida untersagt Bußgelder, die ein Unternehmen ruinieren könnten. Richter sind verpflichtet, derartige Strafen zu verringern. Nach Angaben der Firmenanwälte sind 15,3 Milliarden Dollar die absolute Obergrenze, die die Konzerne aufbringen könnten. Sobald die Geschworenen über das Strafmaß entschieden haben, womit in den nächsten Tagen gerechnet wird, dürfte der Fall in die Berufung gehen.

Eine einzigartige Kaufgelegenheit, raten die Analysten deshalb ihren Kunden. Sie verweisen darauf, dass die Konzerne trotz allem blendend verdienten. Bei Philip Morris zum Beispiel war zwar der Zigarettenabsatz in den USA 1999 rückläufig doch die Gewinne steigen, hauptsächlich auf Grund der Verteuerung der Zigaretten um 80 Prozent im vergangenen Jahr. Der Kurs der Philip-Morris-Aktien schwankte in den zurückliegenden 52 Wochen zwischen 39,37 und 18,86 Dollar. Die Papiere der R. J. Reynolds Tobacco Holdings (RJR) pendelten in dieser Zeit zwischen 39,53 und 15,75 Dollar. Und die Unternehemen zahlten gute Dividenden. Bei Philip Morris waren es zuletzt acht Prozent und RJR zahlten sogar 11,22 Prozent.

Philip Morris und Reynolds kontrollieren etwa 75 Prozent des amerikanischen Zigarettenmarktes. Beide zusammen erwirtschafteten im vergangenen Jahr Jahr 5,96 (Vorjahr 6,44) Milliarden Dollar Gewinn. Nach Schätzung des Analysten Martin Feldman von Salomon Smith Barney wird der Gewinn im laufenden Jahr auf 6,28 Milliarden Dollar steigen.

"Wenn von Tabakaktien die Rede ist, denkt man unwillkürlich an Prozesse", sagt Jonathan Fell, Branchenanalyst bei Merrill Lynch Global Securities. "Prozesse lösen bei den Tabakaktien Volatilität aus, doch auf lange Sicht werden die Auswirkungen der Raucherklagen überschätzt", meint Fell. Einige Einzelklagen hätten Erfolg, aber daran gewöhnten sich die Anleger mit der Zeit. Ein bei Dow Jones zitierter Analyst, der anonym bleiben wollte, behauptet, die Tabak-Konzerne malten absichtlich das Bankrottgespenst an die Wand. Hierdurch redeten sie zwar die Aktienkurse nach unten, doch hielten sie sich am Leben.

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