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Tagesspiegel Cloud Forum III: Der Staat in der Wolke

Ist der deutsche Staat reif für die Wolke? Am zweiten Tag des Forums diskutierten Experten den Stand bei der deutschen Verwaltung - die Industrie meint, dass sie schon weiter sein müsste. Für Berlin hingegen konstatieren die Experten einen Mentalitätswandel.

Der Staat könnte eine Vorbildfunktion einnehmen, wenn es um die Einführung moderner Datendienste aus der Cloud geht. Das meint zum Beispiel Odej Kao, der an der TU Berlin lehrt und die IT verantwortet. Er denkt dabei etwa an eine bessere Verwaltung der Studienplätze oder einfach an die Ausstellung eines neuen Autokennzeichens – ohne Terminvereinbarung oder Wartezeit. Ist der Staat fit für die Wolke? Wo stehen Bundesregierung, das Land Berlin, der Standort Deutschland bei der Einführung von Cloud-Computing? Das waren die zentralen Themen am zweiten Tag des Tagesspiegel Cloud Forum.

Während der TU-Professor ebenso wie Vertreter von IBM oder Fujitsu mehr Tempo von der Verwaltung fordern, erklärt Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe, die Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik, dass man beim Zusammenlegen der verschiedenen IT-Systeme Schritt für Schritt vorgehen müsse und dass die Zeit etwa für eine Bundes-Cloud noch nicht reif sei. Andreas Goerdeler, Leiter der Abteilung Informationsgesellschaft im Wirtschaftsministerium, verwies auf die föderalen Strukturen der Bundesrepublik, die die Einführung neuer digitaler Dienste nicht eben einfach machten.

Doch Berlin immerhin bemüht sich, vorn dabei zu sein. Hans-Joachim Baatz, Leiter des Innovationsmanagements beim ITDZ Berlin, das die IT für viele Verwaltungsstellen des Landes betreibt, spricht von einem Mentalitätswandel: „Wir haben uns vorgenommen, zu einem Lösungsanbieter zu werden.“ So habe Berlin unlängst den Startschuss gegeben für die Entwicklung des Online- Marktplatzes „goBerlin“. Die Anwendung (kurz: App) soll Services der Verwaltung und der Privatwirtschaft rund um Lebenssituationen wie etwa den Umzug bündeln. „Von der Suche nach einer neuen Wohnung, über die Ummeldung bis zur Wahl des Umzugsunternehmens“, erläutert Baatz.

In Berlin gebe es eine hohe Nachfrage nach Angeboten aus der Cloud, weil ihre Anwendungen vor allem für die starke Gründerszene ein Vorteil seien, sagte Wolfgang Both von der Senatsverwaltung für Wirtschaft. Gründer bräuchten häufig schnelle, kostengünstige Lösungen, die sich an ihr Wachstum anpassten. „Weil die Cloud ihnen Dienstleistungen abnimmt, können sich Gründer auf ihre Geschäftsidee konzentrieren“, sagt Both. Doch eines bremse die Entwicklung: „In Berlin fehlen Informatiker“, sagen sowohl der IT-Leiter des Blumenhändlers Fleurop, Peter Broschinski, als auch der Geschäftsführer des Dynabit Systemhauses Marius Brzezinski. Both entgegnet, Berliner Unternehmen müssten sich daher überlegen, wie sie die Studienabgänger hier halten können, die derzeit häufig nach Süddeutschland abwanderten.

Einig sind sich die Experten, dass das Thema Datenschutz und Datensicherheit in Deutschland eine besondere Rolle spielt. „Wir sprechen in Deutschland zu viel über die Risiken und zu wenig über die Chancen“, sagt Frank Strecker, der das Thema Cloud-Computing bei IBM verantwortet. Gleichzeitig betont er, dass sich Deutschland bei dem Thema eine hohe Kompetenz aufgebaut hat. Die CDU- Bundestagsabgeordnete Nadine Schön sieht gerade darin eine Chance für Deutschland im internationalen Wettbewerb.

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