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Verbraucher sind wegen des neuen Kraftstoffs verunsichert, bemängelt der ADAC.

© dpa

Neuer Kraftstoff: Tankstellen bleiben auf E10 sitzen

Viele Autofahrer meiden den neuen Kraftstoff E10. Derweil wird Super Plus knapp. Während die Ölkonzerne lamentieren, gibt ihnen der ADAC eine Mitschuld an dem Dilemma.

Von Carla Neuhaus

Autofahrer in Deutschland sind offenbar verunsichert und meiden den neuen Kraftstoff mit höherem Bioethanol-Anteil, der E10 genannt wird. Die Mineralölkonzerne bringt das in Bedrängnis. Denn nur, wenn der Sprit zur meistverkauften Kraftstoffsorte wird, können sie übers Jahr hinweg gesehen die gesetzlich vorgeschriebene Quote für Biokraftstoff von 6,25 Prozent erreichen.

„Wir haben wirklich große Probleme“, sagte Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), am Mittwoch in Berlin. Ihm zufolge haben derzeit 45 Prozent der Tankstellen E10 bereits eingeführt. Es ersetzt dort das herkömmliche Super-Benzin, dem nur fünf Prozent Bioethanol beigemischt werden. Weil E10 die Hauptsorte werden soll, wird es an den Tankstellen in die größten Tanks gefüllt. Für Super Plus, das eine höhere Oktanzahl hat, also höherwertiger ist, wird nur ein kleiner Tank vorgehalten. Das führt jetzt angeblich zu Engpässen – denn 70 Prozent der Autofahrer würden lieber das teurere Super Plus als das neue E10 tanken, behauptet der MWV. Einige Tankstellen müssten deshalb derzeit drei bis vier Mal am Tag mit Nachschub beliefert werden. Ändere sich die Lage nicht, könnten die Tankstellen dazu übergehen, wieder das alte Super statt E10 anzubieten. „Das steht kurz bevor“, warnte Picard.

Für den ADAC liegt der Grund für die Zurückhaltung der Verbraucher beim neuen Biosprit auf der Hand: „Die Verbraucher sind unzureichend über E10 informiert“, sagt Andreas Hölzel. Der Mineralölwirtschaftsverband weist diesen Vorwurf zurück. Die Kunden würden über Flyer, Poster, Mailings und zusätzliches Personal an den Tankstellen informiert.

Der Verkaufsflop bei E10 macht mittlerweile auch den Raffinerien zu schaffen, weil sie den produzierten Grundkraftstoff für E10 nicht loswerden. Gleichzeitig können sie nur eine begrenzte Menge des derzeit stark nachgefragten Super Plus herstellen. Denn aufgrund der hohen Oktanzahl kann nur eine bestimmte Menge an Super Plus aus Rohöl gewonnen werden.

Setzt sich E10 hierzulande in diesem Jahr nicht als die am stärksten nachgefragteste Spritsorte durch, können die Konzerne den gesetzlich vorgegebenen Anteil an Biosprit nicht erfüllen. Dann müssen sie Strafzahlungen leisten. Laut dem Mineralölwirtschaftsverband liegen die bei 40 Cent pro zu wenig verkauftem Liter Ethanol. „Diese Kosten zahlt letztlich wieder der Verbraucher“, sagte Picard. Die Strafzahlungen würden den ohnehin schon hohen Spritpreis weiter nach oben treiben. Super-Benzin könnte sich dadurch um weitere zwei Cent pro Liter verteuern.

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