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Tarife: Reallöhne steigen kaum

Inflation und Krise drücken die Einkommen. Bei der Hans-Böckler-Stiftung rechnet man mit Arbeitskämpfen.

Berlin – Die Wirtschaftskrise wird sich in diesem Jahr negativ auf die Tarifverhandlungen auswirken. Das vermuten Experten der Hans-Böckler-Stiftung, die dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) nahe steht. „Die Rahmenbedingungen für die Arbeitnehmer sind eher ungünstig“, sagte Reinhard Bispinck, Tarifexperte bei der Böckler-Stiftung, am Dienstag in Berlin.

Neben den Anfang der Woche begonnenen Lohnverhandlungen im öffentlichen Dienst werden demnächst auch die Einkommen im Reinigungsgewerbe, bei den Beschäftigten der Deutschen Bahn und der Telekom neu verhandelt: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert für die Bediensteten der Länder acht Prozent mehr, die IG Bau ging mit 8,7 Prozent mehr Lohn für Reinigungskräfte in die Verhandlungen, und die Bahngewerkschaft Transnet will zehn Prozent mehr Geld durchsetzen. Die Arbeitgeber wiesen die Forderungen zurück. Bei der Hans-Böckler-Stiftung hält man deshalb Arbeitskämpfe für wahrscheinlich.

Da in den kommenden Monaten Bundestagswahlkampf herrschen werde, sei außerdem keine Einigung beim Streit um weitere Mindestlöhne in Sicht: Die kürzlich getroffene Vereinbarung für die Zeitarbeitsbranche kritisierte Bispinck als nicht ausreichend. Eine von der großen Koalition vereinbarte Lohnuntergrenze orientiert sich an den relativ niedrigen Tarifen christlicher Gewerkschaften. Diese gehören nicht zum DGB.

2008 sind die Tariflöhne in Deutschland Bispinck zufolge um 2,9 Prozent gestiegen. Da sich jedoch die Verbraucherpreise um 2,6 Prozent verteuerten, hätten die tariflich Beschäftigten tatsächlich nur 0,3 Prozent mehr verdient. Das langjährige Sinken der Lohnquote – also des Anteils der Arbeitnehmergehälter am Gesamteinkommen – könne eine derart geringe Steigerung nicht ausgleichen, sagte Reinhard Bispinck von der Hans-Böckler-Stiftung. Die höchsten Tarifsteigerungen mit 4,4 Prozent gab es 2008 im öffentlichen Dienst, die niedrigsten mit 1,9 Prozent im Handel. hah

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