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Wirtschaft: Tarifstreit blockiert Lufthansa-Sparkurs

Vorstand kämpft gegen hohe Lohn- und Treibstoffkosten, hält aber an seiner Gewinnprognose fest

Berlin - Die Lufthansa steht unter großem Druck, ihre Sparziele bei den Gewerkschaften durchzusetzen. „Die Lufthansa möchte gerne noch im Oktober ein Ergebnis, vor Ende des Jahres sehe ich allerdings keine Einigung“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Steffen Kühhirt dem Tagesspiegel am Freitag.

Konzernchef Wolfgang Mayrhuber will im Rahmen seines Sparprogramms von insgesamt 1,2 Milliarden Euro in diesem Jahr 100 Millionen Euro beim Personal sparen, bisher sind erst 50 Millionen erreicht. Mayrhuber steht vor allem auch wegen des steigenden Ölpreises unter Druck, den Sparplan zu erfüllen, um seine Gewinnprognose von 300 Millionen Euro in diesem Jahr noch erreichen zu können.

Das Problem ist, dass Mayrhuber vor zwei Wochen einen Streit mit den Gewerkschaften ausgelöst hat, indem er öffentlich damit gedroht hatte, den Flugverkehr auf kostengünstigere Fluglinien zu verlagern, wenn die Gewerkschaften nicht auf seinen Sparkurs einlenkten. Seitdem scheint eine Einigung in weite Ferne gerückt: „Wir beugen uns keinem Zeitdruck“, kündigte der Sprecher der Pilotengewerkschaft VC, Markus Kirschneck, an. Eigentlich hätte längst ein Spitzentreffen zwischen der VC und dem Lufthansa-Vorstand zur Schlichtung des Streits stattfinden sollen, bisher ist noch kein Termin vereinbart.„Die Irritationen sind nach wie vor nicht ausgeräumt, es herrscht nach wie vor Unverständnis“, sagte Kirschneck. Die Gewerkschaften erwarten im Gegenzug für Mayrhubers Forderung : „Mehr Arbeit für das gleiche Geld“ eine Beschäftigungssicherung , und die Zusicherung, dass neue Jobs nicht an Externe vergeben werden. Hier verläuft der Konflikt vor allem mit den Piloten.

„Der Erhalt der Arbeitsplätze ist eine Grundvoraussetzung“, sagt Kirschneck. „Wir warten noch immer darauf, dass die Lufthansa auf uns zukommt.“ Auch bei Verdi, die das Bodenpersonal vertritt, gibt es Kritik. „Der Lufthansa-Vorstand muss endlich erklären, wo er hin will“, sagt Kühhirt. Auch Verdi hat noch keinen neuen Verhandlungstermin, genauso wie die Flugbegleitergewerkschaft Ufo. Bei der Lufthansa heißt es derweil, man habe „weiterhin konstruktiven und intensiven Kontakt“. Allerdings gebe es eine Menge Klärungsbedarf, sagte ein Sprecher am Freitag.

Die Lufthansa hält trotz des hohen Ölpreises und der Konflikte mit den Gewerkschaften an ihrer Gewinnprognose von 300 Millionen Euro fest. „Wir haben bereits zur Halbjahresbilanz im August gesagt, dass wir das Ergebnisziel für ambitioniert halten“, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Freitag. „Dennoch waren und sind wir weiterhin zuversichtlich, dieses auch zu erreichen.“ Auch die Anschläge auf Hotels in Ägypten stellten die Prognose nicht in Frage.

Am Mittwoch hatte die Lufthansa ihre Kerosinzuschläge nochmals deutlich erhöht, bei Interkontinentalflügen auf 17 Euro und europaweit auf sieben Euro pro Flug. Am Freitag zogen auch Air France, die niederländische KLM und British Airways nach.

Flora Wisdorff

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