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Studie: Tatsächlich mehr als sechs Millionen ohne Job

Trotz des Aufschwungs fehlen tatsächlich mehr als sechs Millionen Arbeitsplätze in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Berechnung der unabhängigen Stiftung Marktwirtschaft, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Berlin - Die offizielle Zahl von vier Millionen Arbeitslosen im April gibt demnach nicht die volle Wahrheit wider. "Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist nicht so gut, wie sie auf den ersten Blick aussieht", sagt Guido Raddatz, der Arbeitsmarktexperte der Stiftung. "Es gibt ein riesiges Defizit an Arbeitsplätzen, das aber durch die Fördermaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit versteckt ist", bemängelt auch Wilhelm Adamy, Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).

Zu den offiziellen Zahlen musste man im März nach Angaben der Stiftung rund 329.000 Menschen hinzuzählen, die derzeit an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen. Dazu zählen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs. Nicht mitgezählt werden auch die, die sich weiterbilden lassen, das waren im März insgesamt knapp 206.000 Menschen. Zudem zahlt die Arbeitsagentur Subventionen wie Eingliederungs- oder Existenzgründungszuschüsse. Insgesamt kommen so fast 332.000 Fälle zusammen. Noch größer ist die Gruppe der Vorruheständler mit 485.000. "Angesichts des Jubels über die sinkenden Arbeitslosenzahlen vergessen viele, dass es noch eine immens hohe Zahl von verdeckt Beschäftigungslosen gibt", urteilt Hilmar Schneider, Jobexperte vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). "Die Politik darf diese Menschen nicht aus den Augen verlieren."

Zu den 1,4 Millionen Menschen, die nicht gezählt werden, kamen nach Angaben der Stiftung noch mehr als 800.000 in der so genannten Stillen Reserve. Das sind Menschen, die gerne arbeiten würden, aber nicht als jobsuchend gemeldet sind. Beispiel: Frauen, die nach einer Familienpause wieder arbeiten wollen, aber auf den passenden Job warten. Auch Schüler und Studenten in den Warteschleifen des Bildungssystems gehören dazu. (Tsp)

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