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Halbleiter werden unter Anderem für die Herstellung von Computer-Prozessoren benötigt.

© dpa-tmn

Technologie: China investiert in heimische Halbleiterindustrie

Das chinesische Unternehmen Tsinghua investiert rund 47 Milliarden US-Dollar, um in die Top-3 der Halbleiterhersteller vorzurücken. Chinesische IT-Konzerne weiter auf Einkaufstour.

Das würde den Halbleiter-Markt gehörig durchmischen: Die chinesische Unternehmensgruppe Tsinghua möchte in den nächsten fünf Jahren unter die Top-3 der weltweiten Chip- und Halbleiterhersteller vorrücken. Dazu seien Investitionen von rund 47 Milliarden US-Dollar geplant. Rund 30 Milliarden US-Dollar stammen dabei von der chinesischen Regierung, wie das Unternehmen in Beijing mitteilte. Aktuell ist der amerikanische Hersteller Qualcomm hinter Samsung und Intel an dritter Stelle auf dem weltweit stark expandieren Markt. Die Chip- und Halbleiterindustrie erlebte durch die starke Nachfrage an Smartphones und Computern in den letzten Jahren ein starkes Wachstum. Bisher teilen sich amerikanische, japanische und koreanische Hersteller einen Großteil des Marktes.

Investitionen mit dem Segen der Regierung

Das in Europa noch weitgehend unbekannte Unternehmen Tsinghua wurde 2003 von der Tsinghua Universität in Beijing gegründet und ist mit einer großen Bandbreite elektronischer Geräte auf dem asiatischen Markt vertreten. Der chinesische Konzern mit einem Jahresumsatz von rund 12,3 Milliarden Yuan befindet sich vollständig in staatlichem Besitz. Die chinesische Regierung bemüht sich seit einigen Jahren um ein stärkere Präsenz heimischer Firmen auf dem expandieren Markt von Halbleitern und Speicherchips. Bisher müssen chinesische Unternehmen den Großteil der Komponenten für Smartphones und Computer importieren. Tsinghua investierte in den letzten beiden Jahren bereits rund 9,4 Milliarden US-Dollar in die IT-Konzerne Western Digital und Powertech Technology. Erst im August lehnte die amerikanische Regierung den Aufkauf des IT-Giganten Micron durch Tsinghua ab. Das chinesische Unternehmen soll für Micron rund 23 Milliarden US-Dollar geboten haben, vermuten Branchenexperten. Grund war die Sorge um die Weitergabe von Schlüsseltechnologie. Bisher hinken chinesische Firmen in bestimmten Technologiebereichen vier bis fünf Jahre zurück, erklärte Tsinghua-Chef Xu Jinghong in einem Interview.

China möchte unabhängiger werden

Die chinesische Regierung arbeitet seit einigen Jahren gezielt daran, sich in digitalen Technologien unabhängiger vom Ausland zu machen. Momentan kontrollieren die Top-5 der weltweiten Chip- und Halbleiterhersteller mehr als 90 Prozent des gesamten Marktes mit einem Gesamtvolumen von rund 355 Milliarden US-Dollar. Insbesondere die Nachfrage nach sogenannten NAND-Speicher, der beispielsweise für Smartphones, Laptops und Computer benötigt wird, steigt rasant an. Branchenexperten erwarten, dass das Aufkommen von Smartwatches diesen Trend noch weiter befeuern wird. Neben der zivilen Nutzung wird die Chip- und Halbleiterindustrie auch für die militärische Sparte von immer größerer Bedeutung. Experten rechnen damit, dass in Zukunft immer mehr Konflikte durch gezielte Angriffe über das Internet ausgeführt werden. Es ist daher davon auszugehen, dass sich das chinesische Militär mit einer eigenen IT-Industrie unabhängig von Importen aus dem Ausland unabhängig machen möchte.

Angst vor chinesischer Spionage

Aufgrund der großen Nähe chinesischer Firmen zum chinesischen Staat befürchten viele westliche Regierungen eine gezielte Ausspionierung von Schlüsseltechnologien. Seit März 2013 dürfen beispielsweise US-Behörden keine chinesische IT-Ausstattung mehr kaufen. Auslöser waren Investitionen des chinesischen Konzerns Huawei in das amerikanische Mobilfunknetzwerk. Amerikanische Unternehmen äußerten daraufhin die Befürchtung, dass Huawei so an geheime Informationen gelangen könnte. Im vergangenen Jahr hatte die EU-Kommission angekündigt, keine weiteren Antisubventionsuntersuchungen über die chinesischen Telekommunikationshersteller Huawei und ZTE Corp. einzuleiten. Beiden Firmen wird vorgeworfen, sich durch staatliche Gelder Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

Daniel Mosler

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